Rezension

Auf der Suche nach Antworten…

Was geschah mit Mara Dyer? - Michelle Hodkin

Was geschah mit Mara Dyer?
von Michelle Hodkin

Zum Inhalt:

Als Mara aus einem mehrtägigen Koma erwacht, erfährt sie, dass über ihr ein altes verlassenes Haus zusammengestürzt ist. Ihre beiden Freundinnen konnten nur tot geborgen werden, die Leiche ihres Freundes Jude wurde nicht gefunden. Mara hat keine Erinnerung an jene Nacht und begreift nicht, warum sie die Katastrophe als Einzige überlebt hat. Seit dem Unglück hat sie Albträume und Visionen – immer wieder sieht sie ihre toten Freunde, bis sie nicht mehr weiß, was Realität ist und was Einbildung. Als sich die mysteriösen Todesfälle in ihrer unmittelbaren Nähe mehren, sucht sie Hilfe bei ihrem Mitschüler Noah. Doch der hat ein eigenes dunkles Geheimnis… (Buchrücken)

Meine Meinung:

"Sterbliche Überreste. Leichenteile meinten sie. Eine Welle der Übelkeit übermannte mich. Ich wollte würgen. Stattdessen starrte ich die gelben Rosen von Rachels Mutter an. Dann kniff ich die Augen zu und suchte nach einer Erinnerung, irgendeiner Erinnerung an diese Nacht. Warum wir dort hingefahren waren. Was wir dort getan hatten. Was sie umgebracht hatte." (Seite 20)

Zusammen mit Mara begibt man sich als Leser auf die Suche nach Antworten. Und diese Suche gestaltet sich ziemlich schwierig. Kein Wunder, kann Mara sich doch an nichts erinnern. Im Laufe der Geschichte wechseln sich immer wieder Vorher- und Nachher-Kapitel ab, wobei die Vergangenheit im Vergleich zum Hier und Jetzt aber weniger ausführlich geschildert wird. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und durchaus fesselnd. Ich mochte das Buch am liebsten nicht aus den Händen legen. Zumindest anfangs… Die ersten 2/3 des Buches fand ich richtig gut. Die Autorin schafft es, die momentane Lebenssituation von Mara, trotz aller gespenstisch anmutenden Begebenheiten, ziemlich real darzustellen. Ich nahm Anteil an Maras Schicksal und litt mit ihr, wenn sie eins um andere Mal von Visionen und Halluzinationen heimgesucht wurde.

"Risse bildeten sich in den Wänden des Klassenzimmers, als sich mehr als zwanzig Köpfe in meine Richtung wandten. Die Risse breiteten sich aus, wanderten höher und höher, bis die Decke zu bröckeln begann. Meine Kehle trocknete aus. Niemand sagte ein Wort, obwohl der Staub den ganzen Raum vernebelte und ich zu ersticken glaubte. Denn all das spielte sich nur für mich ab und für niemanden sonst." (Seite 38)

Die Spannung baute sich Seite um Seite mehr auf. Ich lauerte darauf, was als nächstes passieren wird, wann die Erklärung für all das kommt, was Mara widerfährt, und vor allem, was die Erklärung dafür ist. Als es dann an den erklärenden Punkt kam, verstand ich erst mal gar nichts mehr. Und ehrlich gesagt hat sich das bis zum Schluss des Buches und darüber hinaus auch nicht wirklich geändert. Was auch mit Noahs Geheimnis zu tun hat. Zu beiden Fällen werde ich hier natürlich nichts schreiben – ich will euch den Lesespaß ja nicht verderben… Was ich dazu aber gefahrlos sagen kann: für mich war es eher so, dass es keine Erklärung an sich gab. Mir kam es eher so vor, als könnte man sich als Leser die Gründe für die Vorkommnisse anhand der zur Verfügung gestellten Information selbst zusammenreimen. Entweder das, oder ich habe das Buch nicht richtig verstanden. :/

"Aber er war nicht Noah. Er war Jude und Claire und Rachel und tot. Ich sah sie alle, eine Parade von Leichen unter mir, Totenblässe und Blut im Irrsinnsstaub. Die Erinnerung fuhr wie eine Sichel durch meinen Verstand und ließ eine leuchtende, erbarmungslose Klarheit zurück." (Seite 397)

An sich bietet das Buch eine tolle Mischung aus Mystik, einem Schuss Thrill und Highschool-Romantik. Leider hat es die Autorin mit dem letztgenannten Punkt für meinen Geschmack aber ein wenig zu gut gemeint. Für mich war es stellenweise einfach zu sehr zu viel Teenie-Schmonzette. Was aber natürlich auch daran liegen könnte, dass ich der Zielgruppe alterstechnisch ja schon ein paar Jahre entwachsen bin