Rezension

Außergewöhnlich und anders

Das Fremde Meer - Katharina Hartwell

Das Fremde Meer
von Katharina Hartwell

Klappentext:
Dieses Buch ist eine Reise: in die Salpetrière, die Pariser Psychiatrie, in der Sigmund Freud Schüler bei Charcot war; in den Winterwald, aus dem eine gelangweilte Prinzessin einen Prinzen retten will; in die Wechselstadt, in der ganze Häuser als "Mobilien" durch die Stadt wandern; in die Geisterfabrik, wo Seelenfragmente zu Spiritografien verarbeitet werden… Zehn Kapitel, zehn mal die Geschichte von Marie und Jan. Marie gehört zu den Menschen, die glauben, dass Katastrophen immer nur die treffen, die nicht auf sie vorbereitet sind. Sie rechnet darum stets mit dem Schlimmsten - und behält recht: Sie ist eine Außenseiterin, ängstlich, verzweifelt, meist stumm und voller Sehnsüchte. Womit sie nicht rechnet? Gerettet zu werden, von Jan, der so anders als sie selbst scheint. Von ihm fühlt Marie sich gefunden, miteinander teilen sie Geheimnisse, stille Stunden und wache Nächte. Doch ganz traut sie ihrem Glück nicht, denn sie weiß: »man kann alles trennen, teilen und spalten, sogar ein Atom«. Was haben Marie und ihre Geschichten dem Schicksal entgegen zu setzen? Kann die Literatur ein Leben retten? Kann sie erzählen, wofür es keine Worte gibt? Katharina Hartwells magischer Debütroman erzählt von der Rettung einer Liebe und eines Lebens, er erzählt von allen Zeiten und allen möglichen Welten. Nicht zuletzt ist »Das Fremde Meer« die Rettung durch das Erzählen selbst - und darum all das, was Literatur vermag.

Die Autorin:
Katharina Hartwell, 1984 in Köln geboren, studierte mit Auszeichnung Anglistik und Amerikanistik und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie war u.a. Gewinnerin des MDR-Literaturpreises und Stipendiatin des Landes Hessen und des Freistaates Sachsen. 2013 war sie Sylter Inselschreiberin. »Das Fremde Meer« ist ihr erster Roman und wurde ausgzeichnet mit dem Jungen Literaturpreis Pfaffenhofen und dem Förderpreis für phantastische Literatur Seraph.

Meine Meinung:
Marie, die zurückgezogen lebt und eine Außenseiterin ist, verliebt sich in Jan, einen introvertierten Studenten. Sie versucht, sein Eis zu brechen und dahinter zu kommen, warum er so ist. Wer nun denkt, das sei ein gewöhnlicher Liebesroman, der irrt gewaltig. Der Leser taucht in außergewöhnliche Kurzgeschichten ein, die verschiedener nicht sein könnten, und doch sind sie miteinander verknüpft, und erzählen die Geschichte von Marie und Jan.

Man findet sich in der Salpetrière, der Pariser Psychiatrie wieder, wird in ein schauriges Märchen entführt, in dem die Prinzessin den Prinzen erretten will, kommt dem Geheimnis der Wechselstadt auf die Spur oder stattet einem Zirkus einen Besuch ab, um nur einige Erzählungen zu benennen.
Und immer findet sich das Element Wasser wieder, das fremde Meer, das zum Dreh- und Angelpunkt wird. Dort, wo Licht ist, ist auch Schatten, und genau wie Marie müssen sich auch die Figuren der einzelnen Geschichten damit auseinandersetzen, dass sie gejagt und nicht verstanden werden.

In dem Buch spielt Freiheit eine große Rolle. Man muss es selbst lesen, weil man entweder zuviel verrät oder es nicht erklären kann, so außergewöhnlich sind die Ideen, die zusammenfließen und es so anders machen.

Man muss sich darauf einlassen, es mit Sorgfalt lesen, um nichts zu verpassen und es auf sich wirken zu lassen.
Dabei sei anzumerken, dass die Geschichten düster sind, voller Melancholie und Trostlosigkeit, aber gerade davon lebt der Roman. Jeder wird ihn anders interpretieren, Fragen werden offen bleiben, man wünscht sich, dass die ein oder andere Erzählung hätte länger sein können. Aber so bleibt auch Freiraum für eigene Gedanken, und das macht ein gutes Buch aus, vorallem wenn es so komplex und vielschichtig ist.

Mit beeindruckender Sprachgewalt, viel Fantasie und Gefühl.