Rezension

Barcelona-Krimi zu Zeiten der Franco-Diktatur

Das Flüstern der Stadt - Rosa Ribas, Sabine Hofmann

Das Flüstern der Stadt
von Rosa Ribas Sabine Hofmann

Inhalt

Barcelona in den 50er Jahren: Ana ist eine junge Journalistin und zuständig für die Klatschnachrichten der Zeitung Vanguardia. Durch die Erkrankung eines Kollegen, darf sie über ihren ersten Kriminalfall berichten. Zur Hilfe kommt ihr dabei ihre Cousine Beatriz, eine Sprachwissenschaftlerin, die aus politischen Gründen keine Professur bekommt. Sie ist es jedoch, die die Liebesbriefe, die bei der ermordeten Arztwitwe Mariona Sobrerroca gefunden wurden bis in die letzten Feinheiten analysiert, wichtige Hinweise findet und mit Ana letztlich ein abscheuliches Verbrechen zu Tage bringt. Auf der Suche nach der Wahrheit sind die zwei Frauen schnell selbst in Gefahr.

Meine Meinung

"Das Flüstern der Stadt" erzählt von den finsteren Jahren der Franco-Diktatur, aber es ist auch die Geschichte von zwei mutigen Frauen. Geschrieben ist der Roman von zwei Frauen, einer Deutschen und einer Spanierin. Das Ungewöhnliche an diesem Roman ist nicht, dass zwei Autorinnen gemeinsam schreiben, sondern dass dieser Roman im Entstehungsprozess in zwei Sprachen geschrieben wurde.

Das Buch hat mich thematisch fasziniert. Es ist kein Geheimnis, dass bis weit in die siebziger Jahre ein Diktator die Bevölkerung beherrscht hat, aber dennoch ist dies aus den meisten Köpfen schon längst wieder verschwunden. Die Autorinnen zeichnen in ihrem Roman ein Bild der finsteren Welt voller Unterdrückung und Gewalt und ich finde, dass es sich alleine deswegen lohnt, ihren Krimi zu lesen.

Darüber hinaus ist ein Portrait von Barcelona entstanden, das mit einer sympathischen Hauptfigur besetzt wurde. Ana habe ich gerne bei ihrem Versuch, sich in einer männerdominierten Gesellschaft durchzusetzen, verfolgt. Ihre clevere Art und ihren Mut finde ich insbesondere für die damalige Zeit bewundernswert.

Auch der Tatort Barcelona ist für einen Krimi perfekt gewählt. Die Altstadt ist eng und düster und die Autorinnen zeichnen das Leben in den Gassen und auf den Straßen sehr bild- und glaubhaft nach. Als besonderen Schauplatz wählen Rosa Ribas und Sabine Hofmann die katalanische Nationalbibliothek, deren großartige Säle ich zu gerne bei einem nächsten Besuch Barcelonas besichtigen würde.

Einzig das Ende kam für meinen Geschmack etwas zu abrupt daher und hat mir nicht so gut gefallen. Hier hätte ich mir einen runderen Abschluss zu der Geschichte gewünscht, die mir ansonsten sehr gut gefallen hat.

Fazit

"Das Flüstern der Stadt" ist ein gelungener Ausflug in das Barcelona der Franco-Diktatur. Spannend, unterhaltsam und auch lehrreich. Ein schöner Kriminalroman, den ich gerne weiter empfehle.