Rezension

Berührende Familiengeschichte im England des frühen 20. Jahrhunderts

Sturm über Rosefield Hall - Julie Leuze

Sturm über Rosefield Hall
von Julie Leuze

Bewertet mit 5 Sternen

Der Herrensitz Rosefield Hall im Jahre 1913 erinnert an das Setting von Downton Abbey:

Lord und Lady Compton haben drei Kinder - den Erben Basil, den jüngeren Sohn Edward und dit 18jährige Tochter Ruby, die behütet auf Rosefield Hall in der Grafschaft Devon aufwächst. Ihre Eltern haben das Ziel sie möglichst vorteilhaft an einen Lord zu verheiraten, ansonsten hat sie nicht viel zu tun außer ausreiten und darf auf keinen Fall - auch nicht im Familienkreise - ihre Meinung sagen. Auf Rosefield Hall gibt es darüber hinaus zahlreiche Bedienstete, so auch Rubys Hausmädchen Florence, das tagaus, tagein schufften muss nur mit der Aussicht, irgendwann zu heiraten und dann nicht mehr arbeiten zu müssen / dürfen.

Zufällig triftt Ruby bei einem Ausritt den attraktiven Cyril im Wald, in den sie sich verliebt, der allerdings keine standesgemäße Partie ist, weil er nicht dem englischen Adel entstammt.

 

Dieser Roman von Julie Leuze ist für mich ein meisterhaft erzählter Frauenroman, der voller Gefühle und Spannung steckt. Die Geschichte wird abwechselnd in verschiedenen Kapiteln aus der Sicht unterschiedlicher Frauen erzählt, insbesondere aus der Sicht Rubys und ihres Hausmädchens Florence.

Es wird deutlich, wie sehr die Rolle der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von Unterdrückung durch die männliche Gesellschaft geprägt war. Im Laufe des Romans zeichnet sich eine schöne Entwicklung ab, bei der Ruby und auch ihr Hausmädchen immer selbstbewusster werden und zu ihren Träumen und Wünschen stehen. Der Kampf der Suffragetten für das Wahlrecht für Frauen und eine gleichberechtigte Rolle in der Gesellschaft am Vorabend des Ersten Weltkriegs wird eindringlich beschrieben. Damit werden wichtige und immer noch erschreckend aktuelle Themen behandelt. Vor allem macht das Buch Mut, den eigenen Weg zu gehen und auf sich und seine Bedürfnisse zu achten und zu hören.

Daneben ist das Buch ein wunderbarer Unterhaltungsroman und eine schöne Liebesgeschichte (auf mehreren Ebenen). Ich habe mich beim Lesen - wie so oft bei Julie Leuzes Romanen - wieder völlig verloren und wunderschöne Stunden auf dieser Lesereise in die Vergangenheit und in die Grafschaft Devon verbracht.

 

Der Roman hat alles, was ein guter Unterhaltungsroman für mich haben muss: Tolle Charaktere, die sich im Laufe der Handlung weiterentwickeln, eine spannende Geschichte und Gefühle, die ans Herz gehen. Unbedingt lesen!