Rezension

Berührende und herzerwärmende, zwischenzeitlich aber auch herzzerreißende Liebesgeschichte

Alle Farben des Regens -

Alle Farben des Regens
von Jessica Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Kasey ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern, nachdem seine Freundin gestorben ist. Er zieht zurück in seine Heimatstadt, wo er die nun verlobte Vorschullehrerin Arya nach einigen Jahren wiedertrifft. Beide haben eine intensive gemeinsame Geschichte, die schon bis in ihre frühe Kindheit hineinreicht. Nachdem sich ihre Wege früher auf unglückliche Weise getrennt haben, ist insbesondere Arya nicht davon angetan, Kasey wiederzusehen. Warum das der Fall ist und was damals geschehen ist, wird langsam in dem Buch aufgearbeitet, ebenso die Fragen, ob die beiden wieder zueinanderfinden können.

Um das Verhalten und die Lebenssituation der Mitte zwanzigjährigen Protagonisten besser verstehen zu können, werden die ganze Geschichte über Rückblicke in ihre Kindheit und Jugend eingebaut. Diese sind sprachlich an das jeweilige Alter, in der sich die beiden in der jeweiligen Szene befinden, angepasst. Durch die Rückblicke erfährt man, wie viel die beiden erlebt haben und ertragen mussten, und dass die Freundschaft der beiden das einzige gewesen zu sein scheint, was ihr Leben in dem familiären Umfeld erträglicher macht. Vor allem im Rahmen dieser Rückblicke werden viele ernste Themen eingebaut, die in einem guten Umfang aufgearbeitet werden und der Geschichte so mehr Tiefe verleihen. Die Geschichte der beiden wirkt authentisch, weil ihr Leben nicht perfekt ist, sondern weil sie mit verschiedenen Dingen zu kämpfen haben und dabei das ein oder andere Mal an ihre Grenzen kommen.

Arya wirkt wie eine sehr lebensfrohe, junge Frau, die in ihrer Arbeit als Vorschullehrerin aufgeht. Man spürt ihre Zuneigung zu den Kindern und wie viel es ihr bedeutet, diesen helfen und unterstützen zu können. Das sieht jedoch ihr Verlobter Peter nicht ganz so positiv. Er wurde etwas klischeehaft als der Schlechte dargestellt, aber es war nicht zu extrem und es war notwendig und somit stimmig, damit die Geschichte ihren Verlauf nehmen kann.
Kasey scheint zu Beginn das Gegenteil von Arya zu sein - kühl und mit seinen beiden Kindern überfordert, doch schnell merkt man, dass ihn mehr als das ausmacht und er ganz andere Seiten hat, die er erst einmal wieder entdecken und sich zugestehen muss.
Beide machen eine wahnsinnig schöne Entwicklung durch, indem sie unter anderem alte Laster ihrer Vergangenheit aufarbeiten. Und gerade deshalb begleitet man die beiden sehr gerne auf ihrem Weg. Besser verstehen kann man sie durch Perspektivwechsel – so haben wir Leser die Möglichkeit, die beiden besser kennenzulernen und hinter die Mauer zu blicken, die sie nach all den letzten Jahren aufgebaut haben. Durch beide Perspektiven bleiben jedoch die verborgenen Gefühle vor uns nicht versteckt, sodass wir von Anfang an sehen, in welcher Intensität diese da sind und wie sie sich im Verlauf langsam, Stück für Stück verändern und vielleicht intensivieren.

Neben den beiden gibt es weitere wundervolle Charaktere, die einem ans Herz wachsen, wie beispielsweise Aryas Mutter oder Kaseys Tochter Evie. Insbesondere letztere ist ein richtiger Sonnenschein, verhält sich aber ihrem Alter angemessen, das heißt sie zeigt Trauer und stellt ihrem Vater fragen, wie es nur Kinder tun. Das wirkte sehr realistisch und authentisch.

Der Autorin ist es gelungen, die Emotionen auf uns Leser zu übertragen und mich fühlen zu lassen, wie es den beiden in der jeweiligen Situation geht. Das war nicht immer leicht zu lesen aufgrund der zum Teil ernsten Handlungen, aber dass auch diese eher negativen Gefühle und Gedanken beim Lesen auf mich übergegangen sind, spricht für die Intensität und die überaus positive Gestaltung des Buches. Beim Lesen merkte man oftmals gar nicht, wie schnell die Seiten und die Zeit vergangen sind – so sehr konnte man sich in der Geschichte verlieren. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass die Kapitel sich immer wieder selbst übertreffen und es noch tiefgründiger wird. Dazu hat sicherlich der sehr flüssig zu lesende Schreibstil mitgewirkt, aber auch die Perspektivwechsel zwischen Arya und Kasey haben einen Teil dazu beitragen, dass die Handlungen und Gefühle besser zu verstehen waren und man mit ihnen mitfühlen konnte.

Es ist einfach eine schöne Liebesgeschichte, die sich sehr schnell lesen lässt, aber zugleich so viel Tiefe, Schmerz und andere wichtige Aspekte beinhaltet – in ihrer Kombination und guten Balance machen sie das Buch zu etwas Besonderem.
Insgesamt kann ich dieses Buch deshalb nur empfehlen - es ist eine wunderschöne Liebesgeschichte mit zahlreichen ernsten Themen und Handlungen, die aber trotzdem leicht zu lesen ist und bei der man mit Arya und Kasey mitfiebert und ihnen ihr Glück und eine gemeinsame Zukunft wünscht.