Rezension

Das perfekte Buch für eine Nacht

Du liebst mich nicht - Edeet Ravel

Du liebst mich nicht
von Edeet Ravel

»Mein Fazit« Vergesst den Alltag und lasst euch im wahrsten Sinne des Wortes in eine bombastische Geschichte entführen, die auf ihrem Pfad gespickt ist mit intensiven Gefühlen, dunklen Gedanken und verführerischen Augenblicken. Eine Geschichte, die über das normale “Ich” hinausgeht und mich mit schier unerträglicher Nachdenklichkeit und Spannung zurückließ. “Du liebst mich nicht” ist das perfekte Buch für eine Nacht oder einen Tag, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass man es auch nur einen Moment zur Seite legen möchte! Eine Delikatesse, die manche eventuell mit Vorsicht genießen sollten. Brillant, brillant, brillant!

Entführt, gefangen … verliebt?

 »Der Inhalt«

Für ein paar Wochen sind die Freundinnen Chloe und Angie in Griechenland als freiwillige Helferinnen. Kurz bevor sie abreisen, dürfen sie die Gegend auf eigene Faust erkunden. Doch sie streiten sich und Chloe zieht eines morgens alleine los, um ihre Freundin nicht zu wecken. Zunächst geht alles gut, bis sie sich mit verbundenen Augen in einer Limousine wiederfindet und ein Fremder ihr befiehlt, sich umzuziehen. Sie bekommt alles nur am Rande mit, doch per Auto und Flugzeug wird sie irgendwohin verschleppt. Sie steht Todesängste aus und fürchtet das Schlimmste. Ihr Entführer scheint gelegentlich ganz nett zu sein, doch sie weiß, dass dies nur eine Maske ist. Aber manchmal, da ertappt sie sich dabei, wie sie ihn länger anstarrt als schicklich ist und eine Anziehung von ihm ausgeht, der sie nicht widerstehen kann…

»Intensiv! Tiefes und berauschendes Abtauchen garantiert«

In “Du liebst mich nicht” bin ich so richtig, richtig tief abgetaucht. Ein Grund dafür, warum ich es in nur einem Stück verschlang und mich mit dem Zuklappen der Buchdeckel zunächst ziemlich orientierungslos fühlte. So versunken und gefangen war ich von dem durch und durch fesselnden Szenario, das die Autorin Edeet Ravel in ihrem Roman kreiert.

Der durchweg packende Rausch entsteht durch die interessante Geschichtsidee, die unglaublich intensiv umgesetzt wurde und mir daher sehr nahe ging.

Dieses wiederum wird durch den brillanten Aufbau von “Du liebst mich nicht” erzeugt. Als Leserin werde ich – genauso wie die Protagonistin Chloe – in eine neue und unbekannte Situation geworfen, mit der ich klarkommen musste oder eben nicht. Dadurch wuchs ich eng mit Chloe zusammen und fühlte dermaßen stark mit ihr mit, als wären es meine eigenen Gefühle.

»Ein gelungener Rundumblick«

Bei Entführungsgeschichten kann oft die Problematik einer einseitigen Handlung entstehen, was Edeet Ravel geschickt – auch durch ihren famosen Aufbau – umging, indem ich, zeitgleich und zusätzlich zu Chloes Bericht in der Ich-Form, Zeitungsartikel, Facebookeinträge und Tagebuchseiten mitverfolgte. Dieser Rundumblick verleiht “Du liebst mich nicht” eine größere Tiefe und lässt die Ereignisse insgesamt realer erscheinen.

Es erscheint anormal, wie so echt, ehrlich und wahr wirkende Gefühle zwischen Entführer und Opfer- entstehen können. Doch wer behauptet, dass das s.g. Stockholm-Syndrom wirklich nachvollziehbar wäre? Edeet Ravel hat nichtsdestotrotz eine realistische Beziehung in der Geschichte verwoben, die Hilflosigkeit, Verlangen und viel, viel Menschlichkeit ausdrückt.

»Ein dunkler Sog, Herzklopfen und mehr als Unterhaltungswert«

Als ich “Du liebst mich nicht” zum ersten Mal sah, ahnte ich, dass sich dahinter eine packende Geschichte verbergen könnte, die am Ende tatsächlich meinen Erwartungen mehr als gerecht wurde. Generell lese ich solche Themen gerne, weil sie die Möglichkeiten bieten, sich komplett in sie hineinfallen zu lassen, sie Herzklopfen garantieren und meistens über den bloßen Unterhaltungswert hinaus an Abgründen balancieren und mit vielen Ebenen spielen.

So verwundert es mich auch nicht weiter, dass ich mich von den Seiten nicht mehr zu lösen vermochte und dem gigantischen Sog gnadenlos verfiel.

Zu gerne würde ich einiges über den/die Entführer schreiben, doch ich werde nichts verraten und muss darüber leider Stillschweigen bewahren.

Düstere “Machtworte” lassen sich in Edeet Ravels Roman ebenfalls finden. Unterschwellige Manipulation, irritierende Elemente und die einzige Gewissheit am Ende, dass ich nicht mehr weiß, was ich nun glauben soll und was nicht. Einfach überwältigend.

»Mein Fazit«

Vergesst den Alltag und lasst euch im wahrsten Sinne des Wortes in eine bombastische Geschichte entführen, die auf ihrem Pfad gespickt ist mit intensiven Gefühlen, dunklen Gedanken und verführerischen Augenblicken. Eine Geschichte, die über das normale “Ich” hinausgeht und mich mit schier unerträglicher Nachdenklichkeit und Spannung zurückließ.

“Du liebst mich nicht” ist das perfekte Buch für eine Nacht oder einen Tag, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass man es auch nur einen Moment zur Seite legen möchte! Eine Delikatesse, die manche eventuell mit Vorsicht genießen sollten. Brillant, brillant, brillant!