Rezension

Entsprach nicht meinen Erwartungen..

Du liebst mich nicht - Edeet Ravel

Du liebst mich nicht
von Edeet Ravel

"Wie irritierend, dass ich mir in Erinnerung rufen musste, wer er war. Er versuchte ständig, es mich vergessen zu lassen." -S.90

Inhalt:
Die junge Amerikanerin Chloe wird während eines Griechenland Aufenthaltes entführt. Während Zuhause das ganze Land alles tut, um Chloes Freilassung zu bewirken, durchlebt das Mädchen vor Ort die Hölle. Und das einzige, an das sie sich klammern kann, sind die Gednaken an ihren Entführer...

Meine Meinung:
Woran das Buch wohl bei mir gescheitert ist, waren meine hohen Erwartungen. Mir wurde eine anrührende und  tiefgehende Geschichte versprochen, die sich mit dem Stockholm-Syndrom auseinander setzt versprochen. Und dementsprechend hatte ich mich auch darauf gefreut, von Chloe und ihrer Entführung zu lesen, wie sie absurderweise langsam aber sicher Gefühle für ihren Peiniger entwickelt und damit zu kämpfen hat.
Aber das habe ich irgendwie nicht bekommen. Zu Beginn erhält man einen kurzen Ausblick darauf, wie es Chloe nach der Entführung geht. Und sie sagt selbst, dass dies alles ihr Leben verändert hat. Und es ging auch wirklich viel versprechend weiter. Doch die erste Enttäuschung bekam ich schon bei Chloes "Peiniger", wie es im Klappentext heißt, geboten. Denn das ist dieser gar nicht. Er ist ein schweigsamer Geselle, der sich die ganze Zeit nur bei Chloe entschuldigt, ihr Wein und Essen mitbringt. Er verhätschelt sie geradezu. So konnte für mich schon nicht wirklich ein Konflikt entstehen. Denn mir nichts dir nichts spricht Chloe dann schon von der großen Liebe, dass sie ihn heiraten und eine Familie mit ihm gründen will. So weit so gut, schließlich leidet sie ja an dem Stockholm-Syndrom. Doch dass eben dies auch mal angesprochen wird, hat mir leider irgendwie gefehlt. Chloes innerer Konflikt ist nämlich quasi gar nicht vorhanden. Auf lächerliche Art und Weise schmeißt sie sich ihrem Entführer alle zwei Seiten lang an den Hals, wird abgewiesen und dann gibt es wieder ca. 10 Seiten Dialog zwischen den beiden. Und das wiederholt sich dann wieder und wieder und..wieder.

Zu Beginn wird Chloe als pragmatisch und realistisch beschrieben. Gerade deswegen habe ich erwartet, dass sie das alles irgendwann einmal in Frage stellt und ihr innerer Konflikt den Reiz der Geschichte ausmachen wird. Doch das geschieht einfach nicht. Sie wird mir am Ende so unsympathisch, dass ich in keinster Weise mit ihr mitfühlen konnte.  Durch ihre ständigen Wiederholungen kommt keinerlei Spannung auf und sie wirkt immer mehr wie ein kleines Kind.
Einzig und allein das Ende, war eine wirklich positive Überraschung, da es vieles offen lässt und vor allem dem Leser an sich die Wahl lässt, wie er sich entscheidet. Eine Wahl, die Chloe anscheinend nicht gehabt hat. Vielleicht erscheint Chloes Denken im Bezug auf das Ende im Anschluss sogar etwas verständlicher, trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack.
Wirklich schade, da ich die Idee, ein Opfer und ihren Umgang mit dem Stockholm Syndrom  in einer so grauenhaften Situation darzustellen, wirklich spannend fand. Doch Chloes Geschichte hat mich weder berühren noch fesseln können.