Rezension

gutes Buch mit interessantem Thema

Du liebst mich nicht - Edeet Ravel

Du liebst mich nicht
von Edeet Ravel

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

In den Sommerferien in Griechenland wird die 17-jährige Amerikanerin Chloe verschleppt und über mehrere Monate festgehalten. Anfangs noch sehr verängstigt, gewinnt sie immer mehr Vertrauen zu ihrem Entführer und verliebt sich letztendlich in ihn, ist er doch in dieser Zeit der Einzige, der für ihr Überleben sorgt.

Meine Meinung:

Du liebst mich nicht ist aus der Sicht der Protagonistin Chloe in Form eines geheimen Berichts über ihre Erlebnisse geschrieben. Zwischendurch gibt es immer wieder verschiedene Zeitungsartikel und Internetbeiträge ihrer besten Freundin Angie und ihrer Mutter, die eine gute Perspektive auf die Bemühungen um ihre Freilassung geben. Der Leser bekommt so auch einen bewegenden Einblick in die Gefühlswelt der Angehörigen, die kämpfen und zu keiner Zeit aufgeben..

Edeet Ravel hat einen sehr angenehmen, schnell und gut lesbaren Schreibstil. Sie beschreibt die Situation sehr umfangreich und überzeugend. Vor allem die Einsamkeit der Protagonistin, gegeben durch ihre völlig von der Außenwelt isolierten Unterbringung, bringt sie sehr gut zum Ausdruck.

Das Thema der Geschichte, ist dabei durchaus interessant, wurde gut recherchiert und ausgearbeitet. Trotzdem konnte mich die Story nicht von Anfang an vollends packen und hat mich gerade anfangs emotional nicht so berührt, wie ich vorher gedacht hätte. Chloes Gefühlswelt ist mir kurz nach ihrer Entführung, in der Phase der Angst und Verwirrung, nicht so ganz klar geworden, konnte ich zwar von ihrer Angst lesen, sie aber nicht so richtig spüren. Erst später, als sie sich allmählich in ihren Entführer verliebt, wird die Geschichte richtig aufwühlend und man bekommt als Leser ein Gefühl für ihre missliche, beklemmende Lage. Die Entwicklung zu einem sogenannten Stockholm Syndrom wurde vollkommen nachvollziehbar erklärt und geschildert. Allerdings machte es der Charakter des Täters auch nicht schwer, die Gefühle Chloes zu ihm zu verstehen, da dieser doch sehr nett und umsorgend ist. Das Ende kam mir dann leider aber etwas zu plötzlich und abgehackt. Gern hätte ich noch mehr erfahren. Dennoch hat mir die Geschichte im Großen und Ganzen wirklich gut gefallen und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen.

Die Charaktere konnten mich nicht hundertprozentig überzeugen, ist Chloe doch eher der Typ Nervensäge und verhält sich meistens, selbst für ihre Situation, sehr kindisch. Mir fiel es teilweise schwer, mir vorzustellen, dass ich es mit einer Siebzehnjährigen zu tun hatte. Ihr Entführer hingegen war mir sehr sympathisch, wirkt er doch wie bereits erwähnt, sehr nett und, sieht man von der Entführung ab, überaus intelligent und vernünftig. Am liebsten waren mir aber Chloes Mutter und ihre beste Freundin Angie, die alle Hebel in Bewegung setzen, um sie wieder frei zu bekommen. Obwohl man sie nur durch die Zeitungsartikel und Internetposts kennen lernt, wirken sie doch sehr bewundernswert und stark.

Selbst wenn dieses Buch hier und da ein paar Schönheitsfehler aufweist, muss ich doch sagen, dass es mir insgesamt durchaus gut gefallen hat. Von mir bekommt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung, schon allein wegen des interessanten Themas, welches schlüssig umgesetzt wurde.

4/5 Sterne