Rezension

Der Ort, an dem die Liebe wohnt

Das Gefühl, das man Liebe nennt - Julie Cohen

Das Gefühl, das man Liebe nennt
von Julie Cohen

Bewertet mit 5 Sternen

~~Felicity hat ihren Ehemann Quinn kurz nach dem Tod ihrer Mutter bei einer Zugfahrt kennengelernt und wenige Monate später waren sie verheiratet. Nun leben sie in einem Cottage in Quinns Heimatort, wo sich Felicity ihre Kinderbuchgeschichten und –zeichnungen ausdenkt und ihr Ehemann die örtliche Zeitung leitet. Quinns Familie, die nun auch Felicitys Familie geworden ist, wohnt nur Minuten entfernt, hier weiß jeder alles von jedem. Als Quinn davon spricht, mit ihr bald selbst eine Familie gründen zu wollen, willigt Felicity halbherzig ein. Doch plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, überschwemmen Felicity Erinnerungen an die Vergangenheit, ausgelöst durch den imaginären Duft von Frangipani. Auf einmal überfallen Felicity Gedanken an ihre erste große Liebe Ewan vor 10 Jahren und Erinnerungen an die Zeit mit ihrer Mutter, die als Malerin recht berühmt war. Felicity ist immer mehr verunsichert, ob sie Quinn wirklich liebt. Kurzfristig wirft Felicity ihr Leben komplett über den Haufen, trennt sich von Quinn und jagt ihrer Vergangenheit und dem Duft von Frangipani hinterher auf der Suche nach – ja nach was eigentlich? Wird ihre Suche erfolgreich sein und ihr das bescheren, wovon sie träumt?

Julie Cohen hat mit ihrem Buch „Das Gefühl, das man Liebe nennt“ einen sehr gefühlvollen und emotionalen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen. Die Handlung wird hauptsächlich aus der Sicht von Felicity erzählt, aber einzelne Kapitel zeigen auch die Gefühlswelt und Sichtweise von Quinn und Ewan auf, sie sind entsprechend mit den Namen gekennzeichnet. Die Charaktere wurden von der Autorin liebevoll und sehr detailliert ausgestaltet und wachsen dem Leser alle ans Herz. Hauptprotagonistin Felicity ist eine sympathische eher zurückhaltende junge Frau, die immer noch nicht über den Tod ihrer Mutter hinweggekommen ist und kaum etwas von ihrer Vergangenheit erzählt. Sie schreibt Kinderbuchgeschichten um eine kleine Eule namens Igor und illustriert diese auch selbst. Doch momentan hat sie eine Schreibblockade und träumt mehr vor sich hin. Sie wird von Selbstzweifeln geplagt. Die Familie ihres Mannes hat sie sofort lieb gewonnen und „adoptiert“, Ehemann Quinn trägt sie auf Händen. Aber trotzdem wird man bei Felicity das Gefühl nicht los, als wäre sie auf der Suche nach irgendwas, etwas, das sie unruhig werden lässt und von dem sie selbst nicht weiß, was es eigentlich ist. Quinn ist ein Mann, wie ihn sich wohl jede Frau wünscht. Er ist geduldig, liebevoll, aufmerksam, trägt sein Herz auf der Zunge und liest seiner Frau jeden Wunsch von den Augen ab. Aber auch er merkt, wie ihm Felicity immer mehr entgleitet, mit ihren Gedanken ganz weit weg, an denen sie ihn nicht teilhaben lässt. Ewan ist zwar attraktiv und ein Rockmusiker, aber eine gescheiterte Existenz. Ihn plagen ebenfalls Selbstzweifel, aber auch eine große Portion Selbstmitleid und Schuldgefühle spielen hier eine große Rolle.

Julie Cohen hat mit ihrer Geschichte nicht nur einen zauberhaften Liebesroman geschaffen, sondern macht auch auf ein Thema aufmerksam, dass dem Leser eine völlig neue Sichtweise auf die Handlung gibt und durch die man die Zweifel und Unsicherheiten Felicitys viel besser verstehen kann. Ein wunderbarer Roman, der hält, was der Klappentext verspricht. Absolute Leseempfehlung!