Rezension

Nach einer wahren Begebenheit!

Das Gefühl, das man Liebe nennt - Julie Cohen

Das Gefühl, das man Liebe nennt
von Julie Cohen

Julie Cohen setzt sich in ihrem neuen Roman „Das Gefühl, das man Liebe nennt“ intensiv mit eben jenem Gefühl auseinander und lässt uns Leser darüber nachdenken, was die Liebe eigentlich ist. Ob nun das beste und schönste Gefühl der Welt, bloß eine chemische Reaktion in unserem Gehirn oder vielleicht auch einfach eine Erinnerung an das, was einmal war – alles das berücksichtigt die Autorin und lässt ihre Protagonistin Felicity ein wahres Gefühlschaos erleben.

Denn Felicity scheint auf einmal nicht mehr glücklich mit dem Mann, den sie vor nur einem Jahr geheiratet hat und der die fürsorglichste und liebevollste Person ist, die wir uns nur vorstellen können. Stattdessen verspürt sie auf einmal eine unbändige Sehnsucht nach dem Mann, den sie vor 10 Jahren einmal geliebt und danach jedoch recht schnell vergessen hat: Ewan. Felicity gibt ihrem Drang nach und begibt sich auf die Suche nach Ewan und versucht herauszufinden, warum sie auf einmal so eine intensive Anziehung zu ihm verspürt.

Zunächst einmal sei gesagt, dass Teile dieser Geschichte (die ich hier mal nicht genauer benenne, um nicht zu spoilern) auf einer wahren Begebenheit beruhen, wie sie Julie Cohens Freund Ken selbst erlebt hat. Das im Hinterkopf, sieht man die ganze Geschichte noch einmal mit anderen Augen, sie macht einen wirklich nachdenklich und vor allem wird sie sehr authentisch dadurch.

Die Charaktere waren sympathisch, sie waren teils stereotyp (Molly/Quinn/Ewan) und sie trugen auch alle ihr eigenes kleines Päckchen vom Schicksal, was sie mir eigentlich noch näher bringen sollte. Aus irgendeinem Grund blieben sie mir doch zum Teil sehr fern und nur mit Felicity konnte ich so manches Mal richtig mitfühlen. Ich fürchte, diese Ferne der Protagonisten lag daran, dass wir viele Figuren hatten, über die wir auch hier und da mal Informationen erhielten, doch diese blieben weitegehend an der Oberfläche. Ich hätte mir gewünscht, auch eine andere Figur als Felicity mal richtig intensiv kennen zu lernen, mit ihr zu leiden, ihre Vergangenheit zu kennen oder irgendetwas. Hier lag der Fokus wohl leider eher auf Quantität statt Qualität.

Die Handlung hingegen war über weite Teile recht spannend (klar, bei über 400 Seiten zog sie sich manchmal auch etwas) und war meiner Meinung nach nicht vorhersehbar. Vielleicht bin ich auch etwas naiv, aber ich habe bis zum Schluss wirklich nicht verstanden, was mit Felicity los ist, ganz andere Vermutungen gehabt und war nach der Auflösung völlig erstaunt. Das ist der Autorin meines Erachtens gut gelungen.

Insgesamt ist „Das Gefühl, das man Liebe nennt“ ein schöner, in Ansätzen philosophischer Roman über die Suche nach der wahren Liebe und ihrer Beschaffenheit, der jedoch manchmal ein wenig an der Oberfläche blieb.