Rezension

Der sechste Band um den Zauberlehrling-Polizisten Peter Grant

Der Galgen von Tyburn
von Ben Aaronovitch

Bewertet mit 4 Sternen

"Mit den Krankheiten der Dritten Welt ist es wie mit dem Hunger", entgegnete Lady Helena. "Wenn der Wille da wäre, könnte man beides schon morgen abschaffen." (...starke, wahre Worte...)

Inhalt:
Eigentlich sah der Fall nach einer übermütigen Party aus, dem sich Peter Grant zuwendet, um Lady Celicia Tyburn-Thames zu Gefallen ihre Tochter Olivia herauszuhalten. Leider gab es bei der Feier in dem eigentlich nahezu leerstehendem und verschlossenem Luxus-Gebäude am Hyde-Park einen Todesfall, bei dem Drogen eine Rolle spielten und Olivia bedauerlicherweise angab, dass sie diese besorgt hatte. Als dann noch Reynard Fossmann, ein magisch-wissender Mann auftaucht, und Peter mitteilt, dass er für Nightingale das gesuchte letzte Rechnungsbuch von Jonathan Wilde besorgen könnte, nimmt der Fall größere Ausmaße an, denn Fossmann war der letzte Freund von der Verstorbenen! Es kommt noch schlimmer: Lesley May, die ehemalige Kollegin von Peter, welche die Seiten wechselte, taucht wie aus dem Nichts auf und bekundet nicht nur ihr Interesse für das Buch, sondern attackiert Peter sowie den anwesenden Fossmann mit fatalem Ausgang. Die Abteilung des Folly ist nun gezwungen zu Handeln – zum einen ist das Buch zu wichtig, um es nicht in die Hände zu bekommen, enthält es doch womöglich Hinweise auf die verschollene dritte Principia von Sir Isaac Newton – zum anderen sind die Gegner hochgefährlich…

Meinung:
Mit dem Buch 'Der Galgen von Tyburn' geht die Serie um den Zauberlehrling Peter Grant schon in die sechste Runde. Nach einer längeren Abstinenz von der Serie meinerseits brauchte es schon einige Seiten, bis ich alle Nebenfiguren um den zynisch-sarkastischen Polizisten aus dem Folly, dem Sitz der Abteilung für unnatürliche Geschehnisse, wieder eingeordnet hatte. Dann hatte der Autor Ben Aaronovitch mich auch schon mit seiner unverkennbaren lockeren Schreibweise in seiner geliebten Großstadt London gefangen. In dieser hat der Schriftsteller sein eigenes Reich erschaffen; sehr detail-verliebt beschreibt er existierende Gebäude und Stadtteile, durch die er seine Protagonisten wandern lässt und knüpft neben den magischen Fähigkeiten an seinem Faden um die verschiedensten Fluss-Gottheiten weiter herum. Aaronovitch lässt so die eh schon beeindruckende Stadt noch faszinierender erscheinen. Ebenfalls arbeitet er - wenn auch gemächlich - an dem roten Faden der Reihe weiter, was sich besonders in Bezug auf die Gegenspieler des Folly auswirkt. Gleichzeitig bringt er noch einige weitere interessante Figuren mit ins Spiel und bereichert so das Universum um seine Hauptfigur Peter Grant. Ich möchte hier nochmals drauf hinweisen, dass dies keine Knall- und Bumm-Serie ist; dazu geht der Autor oftmals viel zu gerne in die Details. Die Fetzen fliegen nur dann wenn es angebracht ist. Dies geschieht mal überraschend, mal auch geplant vorhersehbar, was den Spannungsbogen schon etwas anzieht. Auch wenn es hier noch nicht soweit ist, der Fan der Serie mag schon erahnen, dass demnächst eine größere Auseinandersetzung der Parteien des Folly und dem gesichtslosen Gegner samt seiner Gehilfin, der abtrünnig gewordenen Lesley May, bevorsteht. Ich für meinen Teil bin gespannt auf die Fortsetzung der Serie, nachdem ich diesen gelungenen Roman beiseite gelegt hatte...

Fazit:
Ein weiterer Peter-Grant-Roman im magischen London auf einer interessanten Jagd nach einem Buch - detailverliebt und herrlich sarkastisch.

8,3 Sterne