Rezension

Der Tod von Göttern

Die Götter müssen sterben -

Die Götter müssen sterben
von Nora Bendzko

Bewertet mit 4 Sternen

„Und doch feierten die Amazonen, immer wieder, jedes Jahr. Sie feierten, weil die Toten nicht besser geehrt werden können als mit dem Leben.“ [55]

Für diesen Dark-Fantasy-Roman geht man am besten so vor:

Sich mit der griechischen Mythologie beschäftigen
Das Nachwort der Autorin lesen
Die Geschichte genießen

Die ganzen Götter, die verschiedenen Perspektiven aus denen die Geschichte geschildert wird, können einen leicht aus dem Tritt bringen. Es erfordert Konzentration, denn Nora Bendzko präsentiert mit „Die Götter müssen sterben“ eine durchaus komplexe und sehr bildgewaltige Welt. Man taucht tief ein, fühlt sich, als liefen die Filme „300“ oder „Troja“ vor dem geistigen Auge ab. Mir gefällt die Protagonistin Areto sehr. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass der Fokus noch mehr auf ihr, bzw. ihrer Sicht/ Perspektive liegt.

„Manchmal ist es so schlimm, dass ich glaube, ich will nicht mehr leben. Doch dann ich auch zu traurig zum Sterben.“ [229]

Schatten, „so nannte Areto also ihre Krankheit. Es war schockierend, zu sehen, wie er sie verzehrte.“ [261]

Durch diese Beschreibung, dass Areto unter Depressionen leidet, wirkt alles sehr authentisch. Es ist wie im echten Leben. Insgesamt sind die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Dabei geht Bendzko eindrucksvoll und auch mit einem sensiblen Blick vor. Wenn man das Nachwort der Autorin gelesen hat, bekommt man gleich eine andere Sichtweise auf diesen Roman.

„Die Quellen sind voll mit überzogenen Ideen, von männerfeindlichen Barbarinnen, [ … die] oft in modernen Interpretationen, androgyne Lesben sind. Vieles habe ich angezweifelt und neu interpretiert. So gibt es offensichtlich Männer und weitere Geschlechter in meinem Amazonenland.“ [489 f.]

Ich finde die Umsetzung des Romans sehr gelungen. Die Gedanken dahinter, die Ausführungen, gefallen mir.

„Iphito war vielseitig und dadurch weder Frau noch Mann. […] Sier gehörte zu den Jüngsten, die Hippolyte unterstanden.“ [52 f.]

Das Tempo, die actionreichen Szenen, die besonders bildgewaltig zu den Leser*innen transportiert werden, gefallen mir außerordentlich gut. Die Szene in der Unterwelt mit Unterwelt hat es mir angetan. Das war fantastisch.

 „Aus den alten Geschichten waren sie gestiegen und nach Athen gekommen, blutgebadet, Tod verheißend. Es hatte keine Mauern und Helden mehr gegeben, um sie weiter aufzuhalten. Sie sind hier.“ [26]

„Die Götter müssen sterben“ ist kein Buch, welches man einfach mal so liest. Man muss sich Zeit nehmen. Dafür wird man mit einer tollen Geschichte belohnt.

Einen sehr interessanten Artikel von Bendzko zum Thema divers schreiben findet man bei tor-online: https://www.tor-online.de/feature/buch/2021/05/divers-schreiben-nicht-we...