Rezension

Interessante Geschichte über Amazonen und den Trojanischen Krieg, aber brutale, blutrünstige Umsetzung

Die Götter müssen sterben -

Die Götter müssen sterben
von Nora Bendzko

Bewertet mit 4 Sternen

Amazonen, die im Kampf um Troja mitmischen und sich mutig den Göttern gegenüberstellen? Eine Griechin, die auf die Amazonen trifft, und später ohne Kampfausbildung von der Göttin Artemis Kräfte verleiht bekommt, um für Troja zu siegen? Das und viel mehr bekommt man in dieser Geschichte geboten.

An den Schreibstil muss man sich zunächst gewöhnen. Er wirkt etwas altertümlich und gestelzt, was zu der Zeit, zu der die Geschichte spielt, passt, einen aber dennoch stocken lässt. Im Laufe der Geschichte kann man sich daran gewöhnen, aber die derben, brachialen und vulgären Ausdrücke waren stellenweise einfach zu viel.

Wenn man sich an diese Geschichte herantrauen möchte, sollte einem bewusst sein, dass zudem grausame Szenen, in denen körperliche und psychische Gewalt sowie Brutalität ausgeübt werden, explizit beschrieben werden. Dabei wird nicht an Blut und detaillierten Darstellungen gespart.

Es gibt jedoch auch schöne Szenen und Handlungsstränge, die nicht von blutigen, grausamen Beschreibungen überschattet sind und in denen es beispielsweise um Familienzusammenhalt, Liebe und Toleranz geht. Diese sind angenehm zu lesen und sorgen dafür, dass ein besseres Bild von den Amazonen entsteht - dass diese nicht nur blutdurstige, kämpfende Frauen, sondern nach Anerkennung und Liebe strebende Individuen sind - und das Gefühl aufkommt, dass es neben Krieg und Zerstörung eine sich entwickelnde Handlung mit runden Charakteren gibt.

Die Geschichte wird aus mehren Perspektiven erzählt. So erhalten wir Leser Einblicke in die Gedanken einer der Amazonenköniginnen, in die einer Kriegerin und in die der Auserwählten von Artemis. Auch in die Welt der Götter und die Geschehnisse in Troja erhält man Einblicke, sodass die Zusammenhänge des trojanischen Krieges und die sich gegenüberstehenden Gegner deutlich werden, noch bevor die Amazonen dort eingreifen.

Teilweise kam das Gefühl auf, dass man ohne detaillierte Vorkenntnisse über den Trojanischen Krieg und die griechische Mythologie an einigen Stellen etwas verloren ist. Häufig werden die vorkommenden Götter und Helden kurz vorgestellt, aber teilweise wird dies unterlassen oder stark komprimiert und aufgrund der großen Anzahl dieser fällt es teilweise schwer, den Überblick zu behalten. Auch ohne Vorkenntnisse kommt man durch die Geschichte, zumal diese fiktive Elemente aufweist, aber mit Kenntnissen ist der Lesespaß bestimmt größer.

Die Autorin hat ernste Themen wie Verlust, Trauer, körperliche, psychische, sexuelle Gewalt und deren Folgen sowie Toleranz und LGBTQI+ aufgenommen, was der Geschichte mehr Tiefe und Aktualität verleiht.

Diese Geschichte kann ich euch empfehlen, wenn ihr etwas über Götter, Helden und Amazonen lesen möchtet, aber nicht vor brutalen und derben Beschreibungen zurückschreckt.