Rezension

Die Abgründe der Schönen und Reichen

Mörderische Côte d'Azur - Christine Cazon

Mörderische Côte d'Azur
von Christine Cazon

Bewertet mit 4 Sternen

Ein gelungener Auftakt der Reihe um Kommissar Duval, der mit einem sehr gut konstruierten Kriminalfall überzeugt und neugierig macht, wie sich die Protagonist*innen weiterentwickeln.

"Duval war schlagartig angespannt. Seinen Start in Cannes hatte er sich etwas geruhsamer vorgestellt. Nicht gleich mit einem Mord während des Filmfestivals. Er sah in den Spiegel: Sein Gesicht war verschwitzt und voller Mörtelstaub. Er war nicht rasiert. Er fuhr sich durch die Haare, schnupperte unter seinen Achseln. Ok, für den ersten Tag ging es so wohl nicht. Kurz entschlossen sprang er unter die Dusche, rasierte sich in Windeseile und suchte dann im Kleiderstapel auf dem Sessel neben seinem Bett nach einem sauberen Hemd." - Mörderische Cote d’Azur, Seite 13

Ein herzliches Dankeschön an NetGalley Deutschland und den Verlag Kiepenheuer und Witsch für die Bereitstellung des E-Books.

Darum geht’s:

Gerade erst ist Kommissar Léon Duval von Paris ins schöne Cannes an die Côte d’Azur gezogen. Seine Umzugskartons sind noch nicht ganz ausgepackt, da gibt es auch schon den ersten Mordfall. Ein Regisseur wird ausgerechnet während einer Vorführung auf dem großen Filmfestival getötet und Duval steht direkt im Rampenlicht der Presse sowie der High Society und somit auch im Fokus seines Chefs.

Mein Leseerlebnis:

Als Leserin bin ich zunächst gemeinsam mit Kommissar Duval an der Côte d’Azur angekommen und fühlte mich gut abgeholt und hineingetragen in die wunderschöne Stadt Cannes. Der sehr plötzlich beginnende Mordfall bringt augenblicklich Tempo in die Geschichte und fordert einige Konzentration, da neben den Ermittlungsansätzen, die nachvollzogen werden wollen, auch die Nebencharaktere kennengelernt werden müssen. Der lockere und leichte Schreibstil sorgt dafür, dass kaum Namensirritationen aufkommen und die Story verständlich bleibt. Mit den Gedanken abschweifen sollte man beim Lesen dieses Krimis aber dennoch nicht, weil ansonsten in jedem Fall irgendetwas überlesen wird.

Der Kriminalfall ist durchaus komplex und Inspector Duval muss in mehrere Richtungen ermitteln. Viele Zusammenhänge bleiben bis ins letzte Kapitel unklar und laden zu eigenen Spekulationen ein. Die Auflösung des Falls ist gut und meines Erachtens realistisch gestaltet und lässt mich zufrieden das Buch schließen.

Mit Duval bin ich nicht vollkommen warm geworden. Positiv finde ich seine Einstellung zu seinem Job und auch sein professionelles Handeln. Er scheut sich nicht anzuecken, auch wenn ihm das Probleme mit seinen Vorgesetzten oder der Presse einhandeln könnte. In vielen Begegnungen, die im Roman beschrieben werden, wirkt er offen, sympathisch und interessiert an den Menschen. Er liebt das Essen und die Landschaft. In anderen Momenten wirkt er wiederum desinteressiert, hört seinem Gegenüber nicht richtig zu, ist kurz angebunden und ungeduldig mit Mitarbeiter*innen, die er eigentlich ja auch erstmal kennenlernen sollte, bevor er sie bewertet. Er hat sexistische und arrogante Ansätze. Ich mag Protagonist*innen mit „Ecken und Kanten“ sehr gerne, aber bei Duval finde ich das ganze irgendwie noch nicht stimmig. Es reizt mich sehr, die nächsten Bände zu lesen und zu erfahren, ob sich Duval weiterentwickelt und stimmiger wird.

Das Cover des Buches ist für einen Fernwehkrimi wunderbar gewählt. Über den Yachthafen hinweg, richtet sich der Blick auf das erleuchtete Cannes in der Abenddämmerung. Bei mir stellt sich augenblicklich das Gefühl eines lauen Sommerurlaubabends am Meer ein, mit dem Plätschern des Wassers im Ohr sowie dem Geruch des Meeres und von gegrilltem Fisch in der Nase. Des Weiteren wird das Fernweh-Leseerlebnis durch eingeflochtene französische Redewendungen und Satzteile sowie eine Karte der Region unterstützt.

Fazit:

MÖRDERISCHE CÔTE D’AZUR ist ein gelungener Auftakt der Reihe um Kommissar Duval, der mit einem sehr gut konstruierten Kriminalfall überzeugt und neugierig macht, wie sich die Protagonist*innen weiterentwickeln. Allen Leser*innen von Fernweh-Krimis mit Lokalkolorit und Urlaubsfeeling sei auch dieser Krimi ans Herz gelegt.