Die Liebes- und Ehegeschichte von Lotte Lenya und Kurt Weill
Bewertet mit 3.5 Sternen
Der Beginn hat mir gut gefallen, die Rahmenerzählung, wo die alternde Schauspielerin Lotte Lenya sich mit Bertold Brecht trifft und wir einiges über ihr Leben erfahren. Den Hauptteil nimmt die Liebesgeschichte zwischen ihr und dem jüdischen Komponisten Kurt Weill ein: ihr Kennenlernen, Weills Vorstellungen von einer neuen Oper, ihrer Schwierigkeit, der Rivalin 'Musik' den ersten Rang einzuräumen, die problematische Zusammenarbeit mit Bertold Brecht. Es war die große Zeit von 'Mahagonny' und anderen Aufführungen, was durch das Erstarken der Nazis zunichte gemacht wurde. Wie viele renommierte Künstler mussten auch die Weills aus Deutschland flüchten.
Ab ungefähr der zweiten Hälfte – so mein Eindruck – driftete die Geschichte ein wenig in die Belanglosigkeit ab, verliert ihren spannenden Handlungsbogen und wird eher episodenhaft.
So hätte man z.B. die Liebesbeziehung zu Max Ernst weglassen können, zumal die Fakten nicht stimmen. Dass die Autorin einer Romanbiografie die Leerstellen mit ihrer eigenen Phantasie füllt, ist in Ordnung. Das soll so sein, aber das Gerüst, der Rahmen, muss stimmen. Das tut es hier aber nicht. Das weiß ich zufälligerweise, weil ich mich intensiv mit dem Surrealisten Max Ernst beschäftige. Es kann nicht sein, dass sein Sohn Jimmy merkte, dass sich Max und Paul Éluard die Frau teilten (Gala), denn da war Jimmy erst zwei Jahre alt und es war nicht die Ehefrau Luise, die Max verließ, sondern umgekehrt (290). Auch wenn das letztlich für Lenyas Geschichte unwichtig ist, gefällt es mir doch nicht, wenn Fakten nicht stimmen. Da fragt man sich unwillkürlich, ob es mit anderen Passagen auch so ist.
Trotz aller Kritik ist es aber eine nette Lektüre für zwischendurch, bei der man etwas über die damalige Zeit und deren Musik lernen kann.