Rezension

Die Veränderung des Lebens - imposanter Debütroman

So weit der Fluss uns trägt -

So weit der Fluss uns trägt
von Shelley Read

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Debütroman der Autorin ist ein Buch voller Gegensätze und sehr komplex. Schatten und Licht, Kummer und Freude, Schicksal und Glück, Hoffnung und Verlust, eingebunden in eine Landschaft, die so rau und doch so wunderschön ist, bildgewaltig umschrieben.

Ich bin während der ganzen Geschichte emotional hin und hergeworfen worden, das habe ich selten in einem Buch erlebt. Ich empfand es teilweise rau und trocken, oft ohne viele Worte und dennoch hat es so viel ausgedrückt. Erst nach und nach erfährt man mehr und mehr Hintergründe, ist zerrissen aufgrund so vieler Veränderungen und Schicksale. Ich habe gebangt, gehofft und mich gefragt, wie man sowas ertragen kann. Das, was dieses junge Mädchen Victoria erleben muss, was ihr abverlangt wird und welche schwerwiegenden Entscheidungen sie treffen und mit den Folgen leben muss, ist heftig und doch gleichzeitig wieder erstaunlich.

In 4 Teilen erzählt Victoria ihre ganz persönliche Geschichte in zusammengefassten Zeitepochen. Ihre Eindrücke, ihr Zuhause auf einer Pfirsichplantage, das Familienleben, ihre erste Liebe, Neufindung und schmerzvolle Verluste. All diese prägenden Ereignisse tragen dazu bei, Victoria in ihrer Entwicklung zu begleiten, zu sehen wie sie reift, wie sie aus ihren Fehlern lernt und gleichzeitig in der Natur so viel Ruhe und Geborgenheit verspürt. All die bildgewaltigen Eindrücke dieses imposanten Fleckchens in Colorado, die Rauheit ebenso wie die Schönheit, das Kommen und Gehen der Jahreszeiten, die Veränderungen der Natur lassen einen Roman entstehen, der einen ziemlich beschäftigt und dem Titel eine ganz besondere Bedeutung gibt.

Faszinierend, erschreckend, bewegend und gleichzeitig auch ernüchternd.

Er wurde verglichen mit dem Roman "Der Gesang der Flusskrebse" und wer diesen kennt, wird auch diesen hier mögen, denn die richtige tiefgründige Geschichte steckt in vielen kleinen Details und bildet zusammen am Ende ein Gesamtbild, das aus jedem Winkel anders aussieht, lange wirken muss und sehr facettenreich ist.

Ein ruhiger Roman, ohne wirklich viele Worte, über Verluste und Neuanfänge, Mut und Veränderung, der zeigt, wie das Leben einem Fluss gleicht, der im weiteren Verlauf gegen Hindernisse stößt, auf diesem Weg vieles aufsammelt oder zurücklässt, vielleicht am Ende auch verändert sein wird, aber dennoch stark und unaufhaltsam ist.