Rezension

Unvergesslich und toll geschrieben

So weit der Fluss uns trägt -

So weit der Fluss uns trägt
von Shelley Read

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Roman, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Es geht um eine starke weibliche Hauptfigur, die, trotz aller Katastrophen in ihrem Leben, entschlossen ihrem Weg folgt, eng heimatlich verbunden und voller Ehrfurcht und Liebe für die wilde Landschaft. 

Die Story erstreckt sich über viele Jahre und beginnt 1948: die 17-jährige Victoria lebt mit Vater, Bruder und Onkel in dem kleinen Städtchen Iola auf einer Farm, dessen ganzer Stolz die Pfirsichbäume sind. Victoria lernt einen charmanten Vagabunden kennen und verliebt sich. Nur sie scheint ihn mit ganz anderen Augen zu sehen, denn die Gemeinde reagiert mit Intoleranz und Hass auf den Eindringling, der Victorias Leben verändern wird. 

Victoria ist eine sehr beeindruckende Frau, die trotz ihrer Widerstandskraft nie ihre Feingefühl verliert und durch ihre Echtheit eine besondere Kraft und Leidenschaft entwickelt. Dabei war es die Faszination und Schönheit, die mich beim Lesen einfing, während ich wissen wollte, wie es mit Victoria weitergeht. Mir hat besonders der Hauch des Unerwarteten gefallen, denn es geht auch um die Rolle der Frau, ungewollte Kinderlosigkeit, Zusammenhalt und Freundschaft. Shelley Read schafft es schwierige Themen nachvollziehbar darzustellen, ohne das die Lektüre schwermütig wird. Dadurch gewinnt der Roman an Tiefe, ohne dass das Lesevergnügen leidet. 
Ich verlor mich auch ganz in der landschaftlichen Atmosphäre. Shelley Read beweist ein feines Gespür für Details und kreiert träumerische Beschreibungen. Sowohl ihre klugen Figuren als auch die klaren Worte haben mich inspiriert, wie schon lange kein Roman mehr, weshalb ich "So weit der Fluss uns trägt" jedem empfehlen würde, der Trost und wilde Kraft in einem Roman sucht, der eine unterhaltsam anregende Idee davon vermittelt, wie wir dieser Unberechenbarkeit begegnen können. Unvergesslich, toll geschrieben und einfach schön.