Rezension

Dröge

Ein mögliches Leben
von Hannes Köhler

Bewertet mit 2 Sternen

Vielleicht bin ich unfair, und immerhin beschäftigt sich das Buch mit einem wichtigen Thema; aber ich habe mich streckenweise durchgequält. Inhaltlich ist es eigentlich ganz interessant: erwachsener Enkel und Großvater unternehmen eine Reise in die USA, an die Orte, an denen der Großvater als Kriegsgefangener während des 2. Weltkriegs inhaftiert war. Das ist sicher historisch bisher unterbeleuchtet, aber hier geht es um einen Roman, nicht um eine historische Aufarbeitung. Dieser Roman versucht dann, den Folgen der Kriegserlebnisse des Großvaters in den späteren Generationen der Familie aufzuspüren. Auch das ist wichtig, aber nicht neu und wurde schon besser gemacht. Die Figuren sind für mich blass geblieben und haben mich nicht wirklich berührt; auf die Aussöhnung am Ende hätte ich auch verzichten können.

Hinzu kommt ein spezieller Schreibstil, der mich ziemlich genervt hat. Zum einen beschränkt sich der Autor bei Beschreibungen von Umgebungen und Situationen oft auf die Aneinanderreihung von Stichworten: „Hearne TX, Weiß auf grünem Grund, einige einfache Ladenzeilen, eine Tankstelle, ansonsten kleine einstöckige Häuser, ...“; „Im Hintergrund Lagerhallen, Maschendrahtzaun und ein völlig verrostetes Silo... “ (42). Das hat mehr von Drehbuch als Roman. Zum anderen verwendet er (viel zu) oft das Stilmittel, die Anfänge von (Neben-)sätzen zu wiederholen, was den Lesefluss stört und für mich zuviel Pathos erzeugt: „Aber immerhin, dachte er, immerhin die ersten paar Kapitel, immerhin kannte er die Zahlen, (...), immerhin hatte er gelesen von den Truppentransporten (...)“ (23); „Der Schlaf war stärker, der Schlaf hat ihn geholt, hat ihn hinabgezogen (...). Der Schlaf gewann (...) (249)“. Insgesamt hat mich das Buch daher weder inhaltlich noch sprachlich überzeugt.