Rezension

Ein Buch, so schlecht wie die Realität es auch ist.

Gebete für die Vermissten - Jennifer Clement

Gebete für die Vermissten
von Jennifer Clement

Bewertet mit 0.5 Sternen

In einem kleinen Dorf in Mexiko gibt es keine Männer. Auch keine Mädchen. Sollte es zumindest nicht. Das harte Leben mitten im Dschungel, mitten im Drogenkrieg, treibt die Menschen an ihre Grenzen. Die Mädchen machen sich hässlich, besser noch zu Jungen, nur um nicht entführt zu werden. In dieser Welt wächst Ladydi auf und erzählt ihre Geschichte.

Eigentlich habe ich fast schon ein schlechtes Gewissen, diesem Buch eine derart schlechte Bewertung zu verpassen. Das Thema ist spannend und auf brutal ehrliche Weise beschrieben, hinter der Idee steckt enorm viel Potential. In meinen Augen wurde davon aber nichts genutzt.

Den Schreibstil kann man mögen oder auch nicht, ich mag ihn nicht. Viel zu abgehackt, es läuft nicht flüssig, es ist wirr, ungeordnet und irgendwie versucht bildhaft, was aber leider in den seltensten Fällen wirklich funktioniert. Die Figuren bleiben zweidimensional, tot - wie das Papier, auf dem sie gedruckt sind. Keiner hat es geschafft, mich zu berühren und das bei einem ungemein grausamen Thema. Wenn mich als Leser das Schicksal eines missbrauchten Mädchens absolut kalt lässt, weiß ich, dass sich hier etwas absolut in die falsche Richtung entwickelt.

Mein größter Kritikpunkt ist die in meinen Augen aber fehlende Rahmenhandlung. Dieses Buch erscheint wie Fetzen aus einem Tagebuch, in willkürlicher Reihenfolge aneinander gelegt. Sicher, ein roter Faden lässt sich schon irgendwie erkennen, eine Handlung aber wohl nicht. Zu viele Dinge, die mich noch interessiert hätten sind offen geblieben, die spannenden Teile der Geschichte nur angeschnitten. Was blieb war eine Episode voller Gram und ein seltsames Gefühl im Magen.