Rezension

Ein Emotional unterkühltes Buch

Never Let Me Down - Sarina Bowen

Never Let Me Down
von Sarina Bowen

Buch mit süßer Handlung und kleiner Liebesbeziehung, die allerdings beide nicht an Fahrt aufnehmen und wenig emotional sind. Ganz nett, allerdings nicht zu vgl. mit weiteren Büchern der Autorin.

*Inhalt*

Rachel hat kurz vor ihrem 18 Geburtstag einen traurigen Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Ihre Mutter ist nach einem langen Kamp gegen eine schwere Erkrankung gestorben. Nun bleibt Rachel nichts anderes übrig, als in ein Heim zu gehen. Denn zu ihrem Vater Frederick, ein bekannter Sänger, hat sie keinen Kontakt. Das Einzige was Rachel von ihm Hand sind die Songs auf ihrem iPod und ein paar schlechte Erinnerungen an ein Konzert von ihm, zu dem sie unbedingt gehen wollte. Nur Haze, Rachels aller bester Freund und ihre Zukunftspläne an die Claiborne Prep School zu gehen halten sie aufrecht. Dann taucht Frederick im Heim auf und möchte für Rachel da sein. Sie nähern sich einander an. Doch da sind so viele unbeantwortete Fragen bei Rachel, die sie sich einfach nicht traut zu stellen. Wie gut, dass sie auf der neuen Schule durch ihre Freunde Aurora und Jake etwas abgelenkt wird und tolle Gesprächspartner in ihnen findet. Besonders Jake hat es ihr angetan. Doch von ihrer Mutter hat Rachel jahrelang eingebläut bekommen, vorsichtig zu sein und sich nicht so schnell auf Männer einzulassen, vor allem nicht ungeschützt mit ihnen zu interagieren. Nur kann Rachel überhaupt richtig lieben und kann sie in Frederick einen Vater sehen, obwohl er ständig unterwegs ist und im Rampenlicht steht?

 

*Beschreibung*

Ich habe bereits zwei Bücher von Sarina Bowen gelesen, die mir damals in guter Erinnerung geblieben sind. Es handelte sich dabei um die ersten beiden Teile der Ivy-Years Reihe. Was mich überzeugt hat, waren vor allem die Charaktere, die mich emotional abgeholt haben und alle etwas ganz besonderes waren mit ihren Geschichten, ihren Schicksalsschlägen und ihren körperlichen Einschränkungen. Sie alle haben sich zu selbstbewussten Charakteren entwickelt, bei denen auch die Liebesgeschichte eine große Rolle gespielt hat.
Ähnliches habe ich nun auch von diesem Buch erwartet und wurde leider enttäuscht. Rachel konnte ich von Anfang an nicht richtig packen und das hat sich leider bis zum Ende so hingezogen. Ich habe sie als unfassbar schüchternes und zurückhaltendes Mädchen kennen gelernt, die ein ausgeprägtes Regelverhalten hat und sich durchweg vernünftig verhält. Der Tod ihrer Mutter nimmt sie stark mit und man spürt durch das gesamte Buch hinweg, dass sie darunter leidet und sie den Tod nicht so schnell vergisst, was mir sehr gut gefallen hat, denn bei vielen anderen Büchern fallen solche Schicksalsschläge immer schnell hinten über. Doch egal was Rachel auch erfährt, sie rastet nie aus, bricht in Tränen aus oder wird unfassbar böse. Obwohl teilweise wirklich Sachen abgelaufen sind, bei denen bei vielen Menschen schon das bekannte Fass zum Überlaufen gebracht worden wären. Am Ende des Buches habe ich auf genau so einen emotionalen Ausbruch gewartet, auf charakterliche Weiterentwicklung seitens Rachel. Leider war diese Hoffnung umsonst und Rachel war auch am Ende des Buches stark verunsichert, zurückhaltend und hatte großen Respekt davor, zu ihren eigenen Gefühlen und Meinungen zu stehen. 

Jake war mir in seinen E-Mail so sympathisch. Ich mochte seine nerdige und gleichzeitige zauberhafte süße Art. Bis Rachel und Jake dann das erste Mal aufeinander getroffen sind, hat es etwas gedauert. Dies hat für einen kleinen Moment der Vorfreude und Spannung gesorgt und war auch angemessen. So hatte die Handlung etwas Zeit anzulaufen und nicht alles startete unmittelbar und ballte auf den Leser ein. Das Aufeinandertreffen war total niedlich und ich habe mich so gefreut Jake nun „live“ kennen zu lernen. Er hat mich auch nicht enttäuscht. Ein nerdiger gut aussehender Typ, der ehrgeizig ist und das Herz am rechten Fleck trägt. Nur die Beziehung von Rachel und Jake läuft nicht so richtig an. Ich weiß nicht, was die Beiden zusammenhält, was sie zusammenbringt, was sie verbindet. Da sind kaum Gefühle im Spiel und wenig Unterstützung. Leider verbringt man als Leser auch nicht sonderlich viel Zeit mit den Beiden. Die Liebesbeziehung läuft fast durchgängig nur so nebenbei ab. Bis es dann zu dem Punkt kommt, an dem die Beiden mehr voneinander möchte. Doch Rachel kann es nicht, denn ihre Mutter hat ihr ja mit erhobenen Zeigefinger immer wieder eingerichtet zu verhüten und aufzupassen. Kein Wunder, dass Rachel sich dann nicht gänzlich öffnen kann, wenn sich jeder Gedanke darum dreht. Was mich allerdings wundert, ist dass ihr Kumpel Haze sie spontan und ungefragt an der neuen Schule besucht und sie im Bett im Prinzip überfällt. Auch ihr sträubt sich Rachel zwar, aber sie geht mit ihm etwas weiter, als es mit Jake möglich war, obwohl sie ihn ja eigentlich liebt. Rachel zieht bei Haze erst recht spät die Bremse. Und Haze? Tja…nach ihrem Abschied aus der Heimat hört man von Haze kaum was. Der eigentliche Abschied von ihm als Charakter ist dann für den Leser zum Zeitpunkt der Bettgeschichte gekommen. Von nun an ist das Kapitel Haze abgeschlossen. Lediglich ein Brief von Rachel ist noch drin, den sie aber mit so viel Angst und Respekt schreibt, dass einem wieder deutlich wird, diese Protagonistin hat sich nicht weiterentwickelt. 

Ähnlich wie mit Haze verhält es sich auch mit den Großeltern von Rachel und gleichzeitig Eltern von Frederick. Nach dem weihnachtlichen Desaster werden sie einfach aus der Geschichte verbannt. Keine Versöhnung, kein erneuter Streit, kein neutrales aufeinander Treffen. Da fragt man sich als Leser doch wirklich, was sich die Autorin dabei gedacht hat. Leider wird auch die quirlige Aurora immer mehr in den Hintergrund der Handlung gerückt und als Leser erfährt man somit nicht mehr sonderlich viel über sie. 

Insgesamt konnte ich zu keinem der Charaktere eine Bindung herstellen. Keiner von ihnen hat mich wirklich gepackt und ich konnte leider auch mit keinem von ihnen wirklich sympathisieren. Alles in allem fehlten ihnen echte und besondere Charakterzüge, die man sich doch wirklich als Leser wünscht, damit man ein unvergessliches Leseerlebnis hat und die Charakter lange nicht vergisst. 

Nun komme ich zum Schreibstil der Autorin. Und bis auf die von mir schon mehrfach genannte Tatsache, dass dieses Buch emotional nicht besonderes packend ist, hat die Autorin einen flüssigen Schreibstil, der sich aufgrund der kurzen klaren Sätze schnell weglesen lässt. Spannungselemente sind kaum enthalten, stattdessen einige Längen und Zeitsprünge, die mir ab und zu entgangen sind, so dass ich mich gefragt habe, woher diese Handlung auf einmal kommt. 

 

*Fazit*

Leider kann ich diesem Buch von Sarina Bowen nur *3 Sterne* geben. Es hat mich nicht von sich überzeugen können. Den Charakteren fehlte es an Tiefe, Authentizität und Entwicklung. Einige Handlungen wurden abgeschlossen, obwohl noch viele Fragen im Raum standen und Nebencharaktere tauchten plötzlich nicht mehr auf. Mich konnte sowohl die Handlung nicht abholen, als auch nicht die Charaktere. Das Beste für mich an diesem Buch war tatsächlich das Cover und Jake und Aurora. Es hat unheimlich lange gedauert, bis ich dieses Buch beendet habe, da ich es mich leider nicht gepackt hat und ich oftmals nicht wirklich Lust hatte es zu lesen. Das Ende wurde in einem Zug abgehandelt und alle meine Hoffnungen auf ein spannendes Ende zunichte gemacht. Ich erhoffe mir, dass das nächste Buch von Sarina Bowen wieder überzeugen wird.