Rezension

Ein fesselndes, ehrliches, abgründiges Buch

Die toten Frauen von Juárez - Sam Hawken

Die toten Frauen von Juárez
von Sam Hawken

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ciudad Juárez, mexikanische Grenzstadt gegenüber von El Paso, hält die Spitzenposition in der Verbrechensstatistik. Laut Wikipedia werden dort jeden Tag im Schnitt 7 Menschen ermordet, am berühmt-berüchtigsten ist die Stadt aber durch eine Verbrechensserie, die nie richtig aufgeklärt wurde und bis heute nicht gestoppt werden konnte: Im Zeitraum von 1993 bis 2005 wurden 370 Frauenleichen gefunden, teilweise mit Spuren sexueller Gewalt und oft so entstellt, dass man sie nicht identifizieren konnt. Mehr als 600 Frauen wurden in diesem Zeitraum vermisst und nie gefunden. Dieser Hintergrund bildet die Kulisse für Sam Hawkens Roman “Die toten Frauen von Juárez”.

Der Boxer Kelly Courter hat sich in Ciudad Juárez niedergelassen und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit gelegentlichen Boxkämpfen und dem Verkauf von leichten Drogen.Seine Freundin arbeitet in einer Gruppe, die eine engagiertere Ermittlung in der Mordserie erreichen will. Als sie verschwindet, gerät Kellys Leben aus den Fugen, bis auf einen alten Polizisten scheint niemand an der Wahrheit interessiert zu sein.

Das in meinen Augen mißlungene, grelle Buchcover (mit fast pinkfarbener Schrift) läßt bestenfalls einen reißerischen Roman vermuten, angesichts des wahren Hintergrundes empfand ich es als ziemlich geschmacklos. Das sollte einen aber nicht vom Lesen von Sam Hawkens Debütroman abhalten. Erwartungsgemäß ist das Buch nichts für zarte Gemüter, so brutal die Geschehnisse in Ciudad Juárez sind, so brutal ist auch das Buch. Doch Sam Hawken findet auch einen Weg, aufrichtig und aufklärend die reale Unmenschlichkeit und die Ängste, die in der mexikanischen Grenzstadt herrschen müssen, in seine spannende Geschichte einzubauen. So hinterläßt “Die toten Frauen von Juárez” seinen Leser nicht nur gut unterhalten, sondern vor allem auch schockiert.
Es ist ein fesselndes, ehrliches, abgründiges Buch, das auf Zustände aufmerksam macht, die in Nordamerika heutzutage unvorstellbar sind.