Rezension

Aktuell, brisant, totgeschwiegen - der War on Drugs vor der Haustür der US

Die toten Frauen von Juárez - Sam Hawken

Die toten Frauen von Juárez
von Sam Hawken

Bewertet mit 5 Sternen

Kelly Courter ist ein abgehalfterter Boxer, der sich aus verschiedenen persönlichen Gründen nach Mexiko abgesetzt hat. In der Ciudad Juárez, kurz hinter der Grenze, verdient er sein Geld damit, sich von Mexikanern im Ring blutig schlagen zu lassen. Nebenbei vertickt er mit seinem Freund Estéban Gras an amerikanische Touristen. Dessen Schwester Paloma ist sowas wie Kellys Geliebte.
Paloma arbeitet in der gemeinnützigen Organisation Mujeres sin Voces (Frauen ohne Stimme), die sich den Angehörigen von verschwundenen jungen Frauen (ein reales Problem in der Ciudad Juarez, die Angaben schwanken zwischen 400 und 5000 Vermissten) annimmt und ihnen eine Stimme bei den Behörden und in der Öffentlichkeit verleiht.

Nach einem dieser ‘Kämpfe’ beschließt Kelly, wieder richtig zu trainieren und mit den illegalen Blutkämpfen aufzuhören. Er will wieder an seine Karriere in den USA anknüpfen, denn schlecht war er nicht. Er hatte richtig was drauf und zu alt ist er auch noch nicht, da geht noch was! Sein Problem waren immer die Drogen, doch bis auf ein bisschen Gras hat er das inzwischen ganz gut im Griff.
Glaubt er zumindest. Denn als Ortíz, sein ehemaliger Manager und Promoter der Blutkämpfe ihn in seiner neuen Trainingshalle aufssucht und Kelly mit der vermeintlichen Aussichtslosigkeit seines Vorhabens konfrontiert, schießt sich Kelly komplett ab und verbringt einen Monat zugedröhnt in seiner Wohnung.
Als er wieder zu sich kommt, ist Paloma verschwunden und Kelly und Estéban werden dafür verantwortlich gemacht. Die einzigen, die scheinbar noch zu ihnen halten sind der Schreibtischpolizist Enrique und der schon etwas in die Jahre gekommene Bundespolizist Sevilla, welcher Kelly als Informant nutzen wollte. Diese beiden ermitteln auf eigene Faust, obwohl der Fall für die zuständigen Beamten eigentlich schon längst abgeschlossen ist.

Basierend auf den wahren Begebenheiten um die verschwundenen Frauen von Juárez entwirft Sam Hawken ein recht trostloses Bild des heutigen Mexiko. Korrupte Behörden, riesige Sweatshops für amerikanische Unternehmen und die unerbittliche Wüste, welche die Stadt umgibt, schaffen eine überaus bedrückende Stimmung. Gibt es hier noch Hoffnung, oder ist der alles bestimmende War on Drugs eigentlich längst verloren?