Rezension

Ein Krimi über ein sehr aktuelles Thema, bei dem es allerdings eindeutig von Vorteil ist, wenn man ein paar Worte spanisch kann, da der Lesespaß sonst womöglich darunter leidet.

Die toten Frauen von Juárez - Sam Hawken

Die toten Frauen von Juárez
von Sam Hawken

Bewertet mit 3 Sternen

Würde kein Titel auf dem Buch stehen, würde man aufgrund der Gestaltung trotzdem sofort sofort erkennen, dass die Geschichte in Mexiko spielt – denn das Cover ist im Stil des “Día de los Muertos” – dem mexikanischen Totentag, mit Knochen und Skeletten, wobei der im Buch aber nicht vorkommt.

“Die toten Frauen von Juárez” war seit langem ein Buch, das ich gelesen habe, das keinen Prolog hatte, sondern gleich direkt startete. Dafür ist es in vier Teile aufgegliedert, die alle einen spanischen Titel haben, wo wir schon bei der Sache wären, die mich an diesem Buch am meisten gestört hat.

Wenn ich ein Buch lese, dann möchte ich alles verstehen können. Ich möchte wissen, was die Leute untereinander sprechen und ich möchte wissen, was jedes einzelne Wort bedeutet – was in dieser Geschichte so nicht funktioniert und mich teilweise sogar etwas ärgerlich gestimmt hat. Es tauchen immer wieder spanische Worte auf und oft sogar ganze Sätze, die irgendwelche Einheimischen zu einem der Protagonisten, dem Amerikaner Kelly, der übrigens spanisch versteht, sagen. Bei Worten, die immer wieder auftauchen, wie z.B. maquiladora – Montagebetriebe, erschließt sich einem der ungefähre Sinn schon irgendwann. Aber bei Sätzen habe ich, als jemand der nicht spanisch spricht, nichts verstanden. Es ist mir klar, dass es Sinn macht z.B. Gerichte oder Dinge die es nur in Mexiko gibt, mit dem spanischen Begriff zu nennen – aber dann wäre zumindest ein Anhang mit den jeweiligen Übersetzungen angebracht.

Der Schreibstil an sich war angenehm zu lesen und auch oft spannend. Obwohl es vor allem in der ersten Hälfte um ein Thema geht, das mich eigentlich nicht interessiert, nämlich Boxkämpfe, fiel es mir leicht, weiterzulesen. Erst als Kelly Courter dann nicht mehr die Hauptrolle spielt, sondern der mexikanische Polizist, Rafael Sevilla, der zu ermitteln beginnt, zieht sich die Geschichte unangenehm in die Länge und wird immer langweiliger. Das Ende ist aber wieder fesselnd und nicht für zarte Gemüter geeignet, da Vergewaltigung, Drogen und Gewalt eine große Rolle spielen.

Was noch erwähnt werden sollte, ist, dass sich das Buch auf die tatsächlich existierenden Frauenmorde von Ciudad Juárez stützen. Die Stadt hat eine enorm hohe Kriminalitätsrate und seit 1993 gibt es eine nicht endende Mordserie an meist jungen Frauen – viele der Fälle wurden nie aufgeklärt. Deshalb hat der Autor, Sam Hawken, sein Buch auch den toten Frauen von Juárez gewidmet, da diese Morde neben den Drogenkriegen immer mehr untergehen.