Rezension

Ein märchenhaftes Abenteuer

Anna und das Vermächtnis der Drachen - Rina Bachmann

Anna und das Vermächtnis der Drachen
von Rina Bachmann

Bewertet mit 5 Sternen

Stell dir vor, es gibt neben unserer Welt noch eine Andere Welt. Und in dieser Anderen Welt lebt eine junge Magierin: Anna. In Annas Welt lebten einst Drachen und es war eine bunte und fröhliche Welt. Doch dann zerstörte die grausame Herrscherin all dies. Die Drachen verschwanden und auch das Bunte und Fröhliche ging verloren, was blieb, war Tod und Verwesung. Als Anna eines Tages eine kleine Drachenfigur findet, nehmen die Dinge ihre Lauf. Denn diese Drachenfigur gehört zu einem Jungen namens Ian, der in der Menschenwelt lebt und mit der märchenhaften Anderen Welt so rein gar nichts anfangen kann. Kann Anna Ian überzeugen zu ihr zu helfen und so die Andere Welt vor der endgültigen Zerstörung retten?

 

Mit ihrem Debütroman „Anna und das Vermächtnis der Drachen“ erschafft Rina Bachmann eine wunderbare Geschichte, die man wohl am besten mit „Fantasy trifft auf Märchen mit einer guten Prise Philosophie“ beschreiben könnte. Die Geschichte selbst spielt zum größten Teil in der fantasievollen Welt, der Anderen Welt, die sich in Ober-und Unterwelt teilt. Diese Welt nimmt märchenhafte Züge an wie auch die Figuren selbst, was es zu einem besonderen Leseerlebnis macht. Neben der Anderen Welt existiert aber auch die uns bekannte Welt, die Menschenwelt, wodurch das märchenhafte meiner Meinung nach noch verstärkt wird. Ganz wundervoll wurde von der Autorin die Zweiteilung der Welt herausgearbeitet. Zum einen die Menschenwelt und die Andere Welt, die doch sehr verschieden sind, aber auch innerhalb der Anderen Welt gibt es diesen Dualismus in Form von Ober-und Unterwelt. So steht dieser Dualismus dafür, dass diese beiden Welten im Gleichgewicht stehen sollten, denn, wie es so schön im Buch formuliert wird: „Es gibt keinen Schatten ohne Licht. Wenn das Licht erloschen ist, ist auch der Schatten dem Tode geweiht.“ Und das ist nur einer der vielen wundervollen weisen Sprüche aus dem Buch, denn während dem Lesen wird man noch über einige andere Weisheiten stoßen.

Die wichtigsten Personen in der Geschichte sind zum einen unsere beiden Helden Anna und Ian, und zum anderen deren böse Gegenspielerin, die grausame Herrscherin. Anna ist eine Jungmagierin, die eigentlich aus der Menschenwelt stammt, nun aber in der Oberwelt lebt. Als sie feststellt, dass es keinen anderen mehr gibt, der die Oberwelt retten kann, nimmt sie sich dieser Aufgabe an. Dabei ist sie zwar selbstbewusst und mutig, aber auch anfangs noch sehr naiv, zu stürmisch und wild sowie ungeduldig. Gerade die letzten Eigenschaften hätten sie wohl öfters ins Verderben rennen lassen, wenn sie nicht von der Hüterin des Wissens, bei der sie Rat und Hilfe findet, immer wieder zurückgehalten worden wäre. Dennoch hätte ich mir manchmal gewünscht, dass Anna ein wenig mehr nachdenkt, bevor sie handelt. Das hätte vielleicht das ein oder andere verhindern können. Ian dagegen stammt ursprünglich aus der Oberwelt, lebt aber seit er ein kleines Kind war in der Menschenwelt. An das magische und märchenhafte aus der Oberwelt kann er sich nicht erinnern, daher fällt es ihm schwer, dass zu glauben, was ihm zunächst in der Oberwelt passiert. Ein Realist durch und durch, was ihn selbst davon abhält an die Magie der Oberwelt zu glauben. Dieses Denken führt häufiger zum Konflikt mit Anna, sind sie beide in ihrer Meinung doch ziemliche Sturköpfe!

Während des Lesens hatte ich das Gefühl, dass ich als Leser quasi abgeholt und an die Hand genommen wurde. Die Geschwindigkeit, in der die Geschichte fortschreitet, ist passend, alle meine Fragen wurde zudem nach und nach beantwortet. So wird man auch langsam in die Andere Welt eingeführt, und man erhält immer wieder Informationen, was ich aber durchaus passend fand, denn so wurde man nicht von zuviel Information auf einmal erschlagen. Es gibt einige zeitliche Rückblenden, die dem Leser zusätzliche Informationen über die Charaktere oder auch die Andere Welt geben.

Weiterhin hat mir gefallen, dass die Geschichte über die eigentliche Story hinaus auch zum Denken anregt. Anna und Ian sind auf der Suche nach einer Rettung der Oberwelt, aber nebenbei müssen sie sich auch selbst finden, denn man muss im Leben wissen, woher man kommt, wohin man will, nur dann kommt man vorwärts. Neben diesem Thema geht es aber auch um Freundschaft, Magie und Liebe. Viele der Fragen, die sich im Buch auftun, kann und sollte man sich auch vielleicht selbst stellen, oder zumindest darüber nachdenken. So kann man im Werk von Rina Bachmann auch durchaus Kritik an der heutigen Gesellschaft finden.

 

Alles in allem handelt es sich um ein gelungenes Erstlingswerk, dass nicht nur von Jugendlichen, sondern in jedem Alter gelesen werden kann. Zum einen bietet es einen wunderbaren Unterhaltungswert, zum anderen regt es aber auch zum Nachdenken über manch wichtige Dinge im Leben an. Daher erhält „Anna und das Vermächtnis der Drachen“ von mir 5 Sterne!