Rezension

ein realistisches Bild von Deutschland, während des dreizigjährigen Krieges

Das Pestkind - Nicole Steyer

Das Pestkind
von Nicole Steyer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Pestkind von Nicole Steyer ist mein erstes Buch dieser Autorin und sie hat mich positiv überrascht. Viele historische Romane sind triviale Liebesgeschichten, die einen Hauch von Historie als Hintergrund haben. Nicole Steyer aber zeichnet in ihrem neuen Roman ein realistisches Bild des heutigen Deutschlands, während der letzten Monate des Dreizigjährigen Krieges.

In diese Zeit verlegt die Autorin ihren neuen Roman "Pestkind", der im Süden des Heiligen Römischen Reiches spielt, nämlich in Rosenheim. Die Pest hat auch in diesem Landstrich viele Opfer gefordert, wie im ganzen Land. Auch die Familie der jungen Marianne hat den Tod gefunden, nur Marianne hat als Einzige überlebt und das bringt ihr den Namen Pestkind ein. Der damals vorherrschende Aberglaube und fehlende medizinische Kenntnisse, lassen die Menschen Marianne als etwas besonderes, teuflisches erscheinen und sie ächten die junge Frau, die nach dem Tod ihrer Familie zur Witwe Hedwig Thaler kommt. Mit ihr und ihrem debilen Stiefbruder arbeitet sie in der Brauerei der Witwe und sieht keine Chance für ein eigenes Leben, da sie sich für Anderl verantwortlich fühlt, der genauso wie sie selbst von der Witwe mit bösen Worten und Ungerechtigkeiten überschüttet wird. Das nahe gelegene Kloster ist der einzige Ort, an dem sie Freunde und Ruhe hat. Als Hedwig Thaler eines Morgens ermordet aufgefunden wird, bezichtigt man Anderl dieses Verbrechens. Marianne versucht alles, um Anderl zu helfen, doch als die Schweden nach Rosenheim kommen, muss Marianne diese als Kriegsbeute begleiten. Wird sie Anderl jemals wiedersehen ?

Nicole Steyer hat mit " Das Pestkind " einen spannenden , unterhaltsamen und gut recherchierten Roman vorgelegt, von dessen Seiten man sich schwer trennen kann. Sehr realistisch und überzeugend schildert die Autorin das kriegsgebeutelte "Heilige römische Reich deutscher Nationen", das nach dreizig Jahren Glaubenskrieg und mehreren Pestwellen nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Ganze Generationen kennen nichts anderes als Krieg und Elend und haben nicht mehr die Kraft, um ihr Leben zu kämpfen.Säuglinge erreichen vielfach noch nicht einmal das Kleinkindalter, da Hungersnöte und Krankheiten ihr Heranwachsen verhindern und wenn sie das" Glück" haben das Erwachsenenalter zu erreichen ,sterben sie auf den Schlachtfeldern oder werden von marodierende Banden vergewaltigt und zu Tode geprügelt. Die Atmosphäre dieser Zeit hat die Autorin fühlbar gemacht, so dass der Leser ein sehr realistisches Bild dieser Zeit vor Augen hat und sich wohl des Öfteren sagt, " Gott sei Dank, dass ich in der Gegenwart lebe ". Doch nicht nur die atmosphärischen Schilderungen der damaligen Zeit sind der Autorin sehr gelungen, sie schafft es auch eine spannende Kriminalgeschichte in ihren Roman zu integrieren, der die Willkür der damaligen Zeit greifbar macht. Aberglaube, der in dieser Zeit vorherrschend war und zu machen Hexenverbrennungen geführt hat, findet ebenso seinen Platz, wie auch eine zarte Liebesgeschichte. Die Heerlager, in den sich die Schweden wie ein" Wurm" durch das Reich bewegten , werden sehr anschaulich beschrieben, genauso wie die Menschen, die diesem Lager angehörten.
Es macht einfach Spaß dieses Buch zu lesen, bei dem ich kaum zehn Seiten brauchte um gefangen zu. Nicole Steyer hat eine bezwingende Art zu schreiben, der man sich nicht entziehen kann und kann nur hoffen, dass der Autorin die Geschichten nicht ausgehen, die sie uns noch zu erzählen hat.

Ich bin begeistert und würde am liebsten 10 Sterne vergeben.