Rezension

Ein richtig gutes Buch

Linna singt - Bettina Belitz

Linna singt
von Bettina Belitz

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung:
Seit fünf Jahren hat Linna die ehemaligen Mitglieder ihrer fünf-köpfigen Band nicht mehr gesehen. Als sie unerwartet eine Einladung für ein Bandtreffen erhält, hat sie eigentlich keinen Grund dieser zu folgen. Denn was die anderen nicht wissen: Seit damals hat sie keinen Ton gesungen. Doch etwas treibt sie an, sich ihrem alten Leben zu stellen: die Erinnerung an eine Nacht mit Falk, dem Gitarristen. Linna muss sagen, was vor fünf Jahren unausgesprochen blieb, und sie muss hören, ob Falk eine Antwort hat.

Bald beginnt die von Anfang an gespannte Atmosphäre zu kippen: Was als zwangloses Wiedersehen geplant war, wird zum zermürbenden Psychospiel, bei dem Linna immer mehr als Lügnerin dasteht. Sie gerät in einen Strudel aus Verdächtigungen, Abhängigkeiten und tragischen Missverständnissen, der sie schließlich zwingt, die Erinnerung an vergangenen Schmerz zuzulassen. Denn dort liegt der Schlüssel zu allem: der Grund dafür, dass Linna nicht mehr singt.

Zitat:
"Es gibt keine schlimmeren Feinde als jene Menschen, die einst deine Freunde waren."

Meinung:
Da ich bereits die vorherige Reihe von Bettina Belitz gelesen habe, ist dieser Name für mich nicht unbekannt. Während mir Splitterherz noch richtig gut gefallen hat, wurden die anderen beiden Teile leider immer schlechter. Deshalb hatte ich auch bezüglich „Linna singt“ eher etwas gemischte, ja sogar fast skeptische Gefühle.

Doch dieses Buch ist ganz anders, als ich es erwartet habe. „Linna singt“ ist kein typischer Jugendroman, sondern erzählt eine tiefgründige und atemberaubende Geschichte. Schon alleine die Grundidee hat mich komplett angesprochen, da mich das Thema Freundschaft und inwieweit sich dieses verändern kann, im Moment auch persönlich betrifft. Im Roman liegt das Hauptaugenmerk vor allem auf den einzelnen, ziemlich speziellen und facettenreichen Charakteren. Im Laufe der Handlung erfährt der Leser Stück für Stück mehr über die einzelnen Persönlichkeiten, ihr Leben und ihre Geheimnisse. Und davon hat jeder von ihnen eine Menge.

Linna ist eine außergewöhnliche Protagonistin. Sie ist auf der einen Seite eine talentierte Sänger- und Künstlerin und sehr hübsch. Doch sie hat auch unglaublich viele Macken, zweifelt ständig an sich selbst, sowie an allen anderen und hat in ihrem kurzen Leben bisher noch nicht viel Liebe erfahren.

Jedoch hat dieses Buch auch etwas mit der Splitterherz-Trilogie gemein. Nämlich die düstere und geheimnisvolle Grundstimmung, welche dem Buch einen ganz besonderen Reiz verleiht. So ist „Linna singt“ flüssig geschrieben, aber wirklich keine leichte Kost. Das liegt nicht einmal so sehr daran, dass die Autorin ein spannendes und aufregendes Psychospiel inszeniert, sondern dass sie mit der Handlung und den Geheimnissen darin auch sehr zum Mit- und Nachdenken anregt. Sie legt einerseits viele falsche Fährten von denen ich mich auch oft in die Irre führen lies und setzt andererseits geschickte Akzente durch unvorhersehbare Wendungen, die für einen gewissen Nervenkitzel und einen unglaublich starken Sog sorgen. Dabei ist die Spannung nicht so offensichtlich wie bei einem typischen Psychothriller, sondern eher unterschwellig in die tiefgründige Geschichte eingebaut.

Dadurch dass bei „Linna singt“ Musik eine sehr große Rolle spielt, bietet die Lektüre noch eine Besonderheit. Oft werden mehr oder minder bekannte Songs genannt, die die aktuelle Stimmung wiederspiegeln und welche der Leser dann auch im Ohr hat. Bei Liedern die mir nicht bekannt waren, habe ich mir manchmal auch die Mühe gemacht und diese bei YouTube gesucht, was sich auch wirklich gelohnt hat, da ich dabei auf einige tolle Lieder gestoßen bin, welche auch noch wirklich gut mit der jeweiligen Situation abgestimmt waren. Daran merkt man einfach die Mühe, die sich die Autorin gemacht hat.

Auch das Ende entspricht nicht unbedingt dem, was man erwartet. Ich weiß zwar nicht, ob es mir wirklich gefällt, jedoch bietet es einen passenden Abschluss für die Geschichte.

Fazit:
„Linna singt“ ist ein atemberaubender Roman, den ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Dabei spinnt die Autorin ein geschicktes Konstrukt aus einer interessanten Grundidee, tiefgründigen und individuellen Charakteren mit dunklen Geheimnissen und einer unterschwellig spannenden Handlung. Die daraus entstandene Mischung konnte mich komplett in seinen Bann ziehen. 5 von 5 Buchherzen.