Rezension

Kein richtiger Flop - aber auch kein echtes Highlight

Linna singt - Bettina Belitz

Linna singt
von Bettina Belitz

Bewertet mit 3 Sternen

Der Roman ist sehr spannend geschrieben, eine Stärke von "Linna singt". Allerdings lässt die Autorin sich an einigen Stellen zu viel Zeit und hält sich mit Nebensächlichkeiten auf. Vor allem das ständige Erwähnen irgendwelcher, mehr oder weniger Indiepopmusiklieder nervt irgendwann, und auch der letzte Leser hat schließlich begriffen das die Autorin ein Vorwissen in dieser Richtung hat... zwar haben die Lieder vor allem textlich zu Teil mit der Handlung zu tun, aber selbst ich habe genervt aufgegeben jeden Song bei youtube zu Suchen und Mike Oldfield - dessen Liedertitel die Kapitelübershriften bilden - mag ich seither noch weniger... 

Linna selbst ist keine Figur die ich mochte. Das ist für mich aber ehrlich gesagt kein so wichtiges Kriterium für einen guten Roman. Ich mag sperrige Figuren und Frau Belitz Figur Elli aus der Splitterherz-reihe ist ja auch nicht grade ein Sonneshein  [;)]  Da man aber nur ihre Sicht auf die Handlung kennt, weil der Roman in der Ich Perspektive geschrieben ist, kann es aber passieren das man irgendwann gerne mal einfach eine Sichtweise auf Linna hätte. Denn Linna kritisiert und rümpft die Nase über ihre alten Freunde, ohne sich selbst dabei zu reflektieren. Das bei einer über 20 jährigen wirkte auf mich schnell unreif und ich muss sagen das Linna für mich so oder so eher wie ein Teenager wirkte. Die anderen Figuren hatten ebenfalls ihre Päcckhen zu tragen, was mir hi und da doch etwas zu konstruiert vorkam. Zu Mal ih Figuren wie Simon irgendwie fehl am Platz und überflüssig fand. 

Das klingt nun so negativ dass, ich doch noch mal auf positive Aspekte eingehen möchte, weil sonst vielleicht der Eindruck entsteht der Roman wäre ein Flop. Das ist er dann doch nicht geworden, auch wenn ich nach jedem Lesen eines Abschnitts (in der Leserunde) gemerkt habe wie vieles sich relativiert und ich es bei näherer Betrachtung nicht mehr so gut fand. 
Denn vor allem die aufgeladene Stimmung zwischen den Figuren und die Angst, die sich in der Hütte aufgrund der Vorkommnisse langsam aufbaut, das ist eine der großen Stärken des Romans. Sie ist regelrecht spürbar und man wartet auf den großen Knall. Jede Bewegung und jedes Wort könnten das Fass zum Überlaufen bringen. Das hat mich schon beeindruckt, das man so Schreiben kann, das diese Stimmung sich auch auf mich als Leser überträgt. Auch Linnas Gefühle gegenüber ihren alten Freunden in bestimmten Situationen, waren für mich überzeugend, auch wenn ich finde dass, sie sich selbst als erwachsener betrachtet als sie eigentlich ist. 

Leider blieb das Ende für mich enttäuschend. Wo war der Große Knall den ich mit Spannung erwartet habe? Das Ende ist für mich zu gefällig geraten und sorgt bei mir auch für den größeren Abzug. 
Beim Lesen selbst ist der Roman richtig spannend und sorgt für Atemlosigkeit. Doch nach und nach hat sich vieles relativiert und die Konstruktion der ganzen Geschichte konnte mich dann nicht mehr gänzlich überzeugen. Da waren zum einen doch ein paar nervige Klischees, dann eine vollkommen unrealistisches Ende was eine bestimmte Figur angeht und eben die Auflösung des Ganzen überhaupt. Der Roman hat einfach bestimmte Schwächen über die ich nicht ganz hinwegsehen kann, obwohl ich ihn wohl trotzdem besser bewerte, als man vielleicht bei meiner Kritik erwarten könnte. Aber das liegt sicher daran dass, es ein paar wirklich tolle - wenn auch für viele sicher eklige - Szenen gab, die mir total gut gefallen haben und eben diese Spannung. Irgendwie mochte ich den Roman Stellenweise sehr gerne. An Andren Stellen eher weniger. 
Sehr passend ist übrigens das Cover gestaltet das mir sehr gut gefällt, vor allem auch seit ich den Roman gelesen habe. 

Ich habe länger über eine Bewerbung nach gedacht weil ich es nicht ganz einfach fand. Denn wie erwähnt ein  richtiger Flop ist Linna singt eigentlich nicht. Es fehlen für mich persönlich nur ein paar Punkte, die ihn zu einem richtig tollen Roman machen würden. Ich werde wohl bei Frau Belitz Romanen in Zukunft sehr vorsichtig sein.