Ein spannender Auftakt!
Die Handlung:
Chloe schreit panisch auf: Sieht denn niemand außer ihr den verbrannten Mann, der durch die Schulflure rennt und mit seinen verschmorten Fingern nach ihr greift?
Für Chloes Lehrer, ihre Mitschüler und ihre Familie steht schnell fest: Chloe ist durchgeknallt und braucht dringend professionelle Hilfe! So wird sie kurzerhand nach Lyle House, ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche, gebracht. Dort hat Chloe immer häufiger „Visionen“ von Toten. Die Ärzte erklären ihr, dass sie krank sei. Aber sie sagen ihr nicht die Wahrheit, und Chloe muss feststellen, dass sie tatsächlich Geister sehen kann, ja sogar mit ihnen Kontakt aufnehmen kann – und die Geister mit ihr.
Auch die anderen Jugendlichen in Lyle House sind keinesfalls so verrückt, wie man ihnen einreden will – auch sie scheinen übersinnliche Fähigkeiten zu haben. Mit den Brüdern Simon und Derek begibt sich Chloe auf die Suche nach dem Geheimnis von Lyle House – und bald befinden sie sich in höchster Gefahr…
Die Kritik:
Vor einigen Jahren habe ich in Kelley Armstrongs Erwachsenenbücher reingeschnuppert und war begeistert, vor allem „Die Nacht der Wölfin“ hatte es mir besonders angetan, also nahm ich ihren ersten Jugendroman „Schattenstunde“ mit größter Vorfreude und hohen Erwartungen in die Hand. Ich wurde nicht enttäuscht!
Das Buch startet bereits mit einem wirklich ausdrucksstarken und fesselnden ersten Kapitel. Sofort merkt man, dass Spannung und Grusel total Kelly Armstrongs Ding sind. Da das erste Kapitel aus der Sicht der etwa 3 Jahre alten Chloe erzählt wird, wirkt das Geschehen noch verstörender. Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen und man wird belohnt, denn die Geschichte geht mit Spannung, viel Fantasie und auch Humor weiter.
Chloe Saunders war mir von Anfang an sympathisch, sie ist wirklich eine tolle Heldin und bedient – Gott sei Dank – nicht die typischen Heldinnenklischees. Sie ist aufgeweckt, witzig (dazu eine Textstelle, die ich super fand: „Die Leute denken, im Kunstzug müsste es irgendwie anders sein – diese ganze kreative Energie, die da vor sich hin brodelt, Klassenzimmer mit lauter glücklichen Schülern, sogar die Emos sind so glücklich, wie ihre gequälten Seelen es eben zulassen.“) und reagiert auf manche Situationen erfrischend unerwartet, so dass man als Leser begeistert und überrascht auf die Buchseiten starrt.
Die Ich-Perspektive unterstützt das Ganze und man fühlt sich schnell mit der Protagonistin verbunden.
Auch die anderen Figuren sind abwechslungsreich und wirklich bereichernde Charaktere für die Geschichte. Das schöne an der Gestaltung ist, dass so gut wie keine Reaktionen oder Pläne der Figuren vorhersehbar sind, man wird immer wieder überrascht und es fällt einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen – und sei es nur für eine kleine Pinkelpause.
Auch die Mischung von Fantasyelementen mit der Realität erschafft eine außergewöhnliche Atmosphäre. Zunächst lebt man mit Chloe ihr ganz normales Teenagerleben, und dann tauchen plötzlich Geister, und andere Teenager mit seltsamen Fähigkeiten auf, ebenso wie Chloe fühlt man sich aus seinem Leben gerissen. Die düstere Stimmung im Lyle House, die vielen Fragen die aufgewirbelt werden und die unheimlichen Geisterbegegnungen schüren diese Atmosphäre und errichten einen stetig ansteigenden Spannungsbogen.
Die Einteilung des Buches in kleinere Abschnitte macht das Lesen angenehm. Die Leseprobe des nächsten Buches ist interessant und macht Lust auf mehr.
Schade ist es dann natürlich, dass das Buch da aufhört wo es am spannendsten ist, der alte Schauplatz wird verlassen und neue Fragen und neue Figuren tauchen auf. Zum Glück ist es bis Dezember nicht mehr lang, denn dann erscheint „Die dunklen Mächte II – Seelennacht“, auf das ich mich wirklich sehr freue.
Zuerst veröffentlicht im November 2010 bei fantasy-fans.eu (http://www.fantasy-fans.eu/buecher/die-dunklen-maechte-i-schattenstunde/...)