Rezension

Ein spannender Einblick in die Psyche eines Mörders

Der Stilllebenmörder: Psychokrimi -

Der Stilllebenmörder: Psychokrimi
von Lukas Hochholzer

Inhalt: Igor Kowalski leidet unter Wahnvorstellungen. „Sie“, eine unsichtbare Macht, verfolgt ihn. Eine weitere Macht, „Omega“, besitzt die Gewalt über sein Denken und drängt ihn zu Morden, die Igor in Stillleben festhält. Der Kriminalpraktikant Mayer versucht dem Stilllebenmörder auf die Spur zu kommen, doch auch er verrennt sich immer mehr in den Wahn des Mörders.

Persönliche Meinung: Der Psychokrimi „Der Stilllebenmörder“ arbeitet nicht nach dem typischen Krimischema, in dem die Identität des Mörders eine unbekannte Konstante ist. Im Gegenteil: Die Identität des Stilllebenmörders ist bereits zu Beginn bekannt. Dementsprechend dreht sich die Handlung weniger um die Tätersuche und stärker um die Psyche des Täters. Diese wird ausgiebig beleuchtet: Die vielen Wirrungen, Schleifen, Fehlwahrnehmungen und das Wahnhafte der Gedanken Kowalskis werden glaubhaft beschrieben. Benutzt wird dafür sehr häufig das Stilmittel des inneren Monologs, der teilweise auch zu einem Bewusstseinsstrom mutiert. Generell finden sich in „Der Stilllebenmörder“ vergleichsweise wenig Dialogsituationen; der Fokus richtet sich bei allen Protagonisten auf deren Gedanken. Spannend ist dabei, dass nicht nur die Psyche Kowalskis im Mittelpunkt steht. [KLEINER SPOILER] Auch das Seelenleben Mayers, der ebenfalls psychisch labil ist, steht im Fokus. Besonders interessant ist dabei, dass Kowalski versucht, Mayer die Morde anzuhängen, wobei letzterer es aufgrund seiner eigenen Fragilität auch anfänglich glaubt [SPOILER ENDE]. Der Satzbau ist häufig verschachtelt und vergleichsweise komplex, was sehr gut zu den verwirrenden Gedankengängen Kowalskis passt. Während das Erzähltempo zu Beginn recht langsam ist, wodurch die Psyche des Stilllebenmörders adäquat abgebildet werden kann, ging für mich das Ende zu rasch über die Bühne. Die Ereignisse überschlagen sich hier etwas zu sehr aus dem Nichts heraus. Dennoch ist „Der Stilllebenmörder“ ein interessanter Krimi der anderen Art, der weniger auf Spannung durch Fallaufklärung setzt, als vielmehr die wirre Psyche des Täters beleuchtet, was hier sehr gut gelungen ist.