Rezension

Ein starker Charakter

Oskar und die Dame in Rosa - Eric-Emmanuel Schmitt

Oskar und die Dame in Rosa
von Eric-Emmanuel Schmitt

Oskar ist erst zehn Jahre alt und schon zum Sterben verurteilt. Der Junge leidet an einem aggressiven Krebs, der trotz moderner Medizin nicht heilbar ist. Seinen Eltern bereitet es große Probleme, mit dieser Tatsache umzugehen. So wendet sich „Eierkopf“, wie er von Mitpatienten genannt wird, da er seine Haare aufgrund der Chemotherapie verloren hat, intensiv Oma Rosa zu, einer der rosa gekleideten Damen, die ehrenamtlich im Krankenhaus Dienst tun. Sie fordert ihn auf, in Briefen seine Gedanken Gott mitzuteilen und jeden verbleibenden Tag seines Lebens als zehn gelebte Jahre zu verstehen.

Aus Oskars Sicht schildert der Autor die Gedanken, Gefühle und Erlebnisse des Jungen, von der Pubertät, der ersten Verliebtheit in Peggy Blue, bis er schließlich nach zwölf Briefen das Alter von hundertzehn „Jahren“ erreicht. Nachdenklich, sehr reif für ein Kind, lässt er seinen Protagonisten beinahe philosophisch schreiben. Er bleibt dabei sehr sachlich, wird nicht melodramatisch. Auch etwas Humor und ein wenig Lachen bringt Oma Rosa in Oskars tristes Krankenhausdasein. Ein ganzes Leben, gedanklich in nur zwölf Tagen gelebt  -  Schmitt gelingt in diesem kurzen Briefroman eine realistische Erzählung, lebensnah und tieftraurig.