Rezension

Ein ungewöhnliches Leben

Einzig - Kathryn Evans

Einzig
von Kathryn Evans

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Einzig" ist die Geschichte von Teva, einem sechzehnjährigen Mädchen, das eine sehr ungewöhnliche Existenz führt. Jedes Jahr durchlebt sie eine Teilung, wird quasi automatisch erneuert, und die neue Version nimmt den Platz ihrer Vorgängerin ein, während die vorherigen immer zuhause bleiben müssen. Dieses Konzept fand ich sehr interessant; man kann sich gar nicht vorstellen, wie furchtbar es sein muss die Gewissheit zu haben, dass man nur 365 Tage leben wird und danach alles verliert, die Freunde, die Möglichkeit auf eine Zukunft, die eigene Freiheit. Die Autorin hat sehr eindringlich dargestellt, wie sehr die vorherigen Tevas unter dieser Situation leiden. Gerade Fünfzehn kann nicht damit umgehen, dass ihre 'Nachfolgerin' nun alles hat, was ihr gehört hat, ihren Freund eingeschlossen. Die Einsamkeit, der Verlust und die Angst, die Teva vor diesem Schicksal hat, sind die ganze Zeit präsent und es gibt einige erschreckende, berührende Szenen, die damit umgehen.

Die ganze Zeit fragt man sich, wieso die Protagonistin sich jedes Jahr teilt, was passiert ist und ob dieser Prozess sich aufhalten lassen kann. Auf letzteres hofft man definitiv; Teva ist eine sehr sympathische, entschlossene und willensstarke Figur, die versucht zu kämpfen, egal, wie klein die Chance auf einen Erfolg ist und das hat mir imponiert. Die beklemmende Realität, dass auch sie alles verlieren könnte, war schwer zu akzeptieren. Wer will schon, dass liebgewonnene Charaktere leiden müssen? Deshalb war ich gespannt, wie die Autorin mit diesem Problem umgehen würde und auch, was aus den älteren Versionen werden wird, die alle klar eine eigene Persönlichkeit hatten und ebenfalls nicht verdienten, in einem Haus eingesperrt zu sein. Die Handlung war fesselnd und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgehen wird.

Das Ende hat mich leider ein wenig enttäuscht. Es war konsequent und hat zur Geschichte gepasst, auch wenn es mir nicht unbedingt gefallen hat. Gerade im Epilog ging mir in Anbetracht der vorherigen Ereignisse aber alles etwas zu schnell und zu glatt. Ich hätte gerne mehr über die Konsequenzen und den Prozess, der zu den Veränderungen geführt hat, erfahren, aber in Anbetracht der Umstände wäre dies schwer möglich gewesen.

Von diesem Kritikpunkt abgesehen hat mir "Einzig" jedoch gut gefallen. Es ist ein erschreckendes Buch, das mich von Anfang an packen konnte.