Rezension

Ein wunderbarer Roman über Liebe, Familie und Freundschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Tuchvilla
von Anne Jacobs

Inhalt:
Ein Herrenhaus. Eine mächtige Familie. Ein dunkles Geheimnis …
Augsburg, 1913. Die junge Marie tritt eine Anstellung als Küchenmagd in der imposanten Tuchvilla an, dem Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer. Während das Mädchen aus dem Waisenhaus seinen Platz unter den Dienstboten sucht, sehnt die Herrschaft die winterliche Ballsaison herbei, in der Katharina, die hübsche, jüngste Tochter der Melzers, in die Gesellschaft eingeführt wird. Nur Paul, der Erbe der Familie, hält sich dem Trubel fern und zieht sein Münchner Studentenleben vor – bis er Marie begegnet …
(© Inhalt: Blanvalet Verlag)
Persönliche Meinung:
Was für ein Roman! Diese Geschichte hat mich wirklich verzaubert!
Der Schreibstil, die Atmosphäre, die Story...es hat einfach alles gepasst und ich bin einfach nur begeistert von diesem Buch.
Alles ist hier wieder ganz nach meinem Geschmack. 
Wir befinden uns zu Beginn der Geschichte im Jahre 1913 und im Gegensatz zu vielen anderen Geschichten, die ich aus dieser Zeit schon gelesen habe, spielt diese hier in Deutschland. Genauer gesagt in Augsburg.
Der Großteil der Geschichte spielt in und um das Herrenhaus der wohlhabenden Familie Melzer. Bestehend aus Vater Johann, Mama Alicia, den Töchtern Elisabeth und Kitty und dem Sohn Paul.
Den Melzers gehört eine Fabrik und diese wirft ziemlich gutes Geld ab und so haben die Melzers einen sehr hohen Lebensstandard.
Unsere Hauptperson ist Marie. Das junge Mädchen bekommt eine Anstellung als Küchenmagd in der Familie Melzer und hat es dort zu Beginn nicht leicht und muss sich erst in ihre neue Aufgabe einfinden.
Abwechselnd dazu tauchen wir natürlich auch in das gehobene Leben der Melzers ein.
Und so entsteht hier eine perfekte Mischung zwischen arm und reich.
Die Villa, die Fabrik, generell das ganze Umfeld ist sehr schön beschrieben und dennoch bleibt genug Platz für die eigenen Fantasie. Hach wie oft ich mir den Park oder auch die einzelnen Räume ausgemalt habe.
Die Charaktere dieses Romans sind alle wirklich auf ihre Art und Weise ganz wunderbar und sehr liebevoll ausgearbeitet. Man merkt wirklich, wie viel Liebe die Autorin dort hinein gesteckt hat. 
Natürlich hat mir vor allem Marie gefallen. Ich mochte ihre Art und ihr Denken sofort und habe sie in mein Herz geschlossen. Sie ist ein wunderbares Mädchen und hat das Herz an der richtigen Stelle. Sie ist vernünftig und verantwortungsbewusst und das alles trotz ihrer schlimmen Vergangenheit. Sie hat so viel Lebensfreude, ich glaube in ihrer Situation hätte das nicht jeder.
Die anderen Bediensteten der Melzers sind teilweise sehr herzlich, teilweise sehr grantig. Aber das hat mir beides gut gefallen und hat dem ganzen etwas Pfiff verliehen. Ein paar Intrigen unter den Angestellten, sowas gehört doch einfach dazu.
Die gnädigen Herrschaften waren für mich da schon ein ganz anderes Kaliber:
 Vater Johann meist mürrisch und unzufrieden. Ihn mochte ich am wenigsten und wurde mit ihm auch nicht wirklich warm. Trotzdem ist er ein wichtiger Bestandteil der Familie und der ganzen Geschichte.
Mama Alicia die im Grunde für alle nur das Beste möchte, aber oft nicht merkt, dass sie damit vieles verschlimmert.
Die ältere Schwester Elisabeth, die nicht so ganz den äußerlichen Vorstellungen der Gesellschaft entspricht. Sie ist für mich eine ganz tragische Rolle. Sie wird oft vor den Kopf gestoßen und verletzt, dennoch wird das von den anderen gar nicht wahr genommen und das trotzdem sie einfach nur versucht irgendwie die Anforderungen zu erfüllen.
Kitty, das junge quirlige Mädel, dass sich alles erlauben darf und immer bevorzugt wird. Sie fand ich einerseits total süß und andererseits absolut nervig.
Und natürlich Paul, der Bruder und Firmenerbe. Ach Paul...ein ganz toller junger Mann, der weiß was sich gehört. Ein bißchen zum verlieben.
Doch nicht nur die Charaktere haben mir durchweg gut gefallen, auch der Verlauf der Geschichte hat ganz meinen Geschmack getroffen. Es ist einfach von allem was dabei. Familiengeschichte, Liebe, Glamour aber auch Armut, Spannung, Freundschaft...ja all das finden wir in "Die Tuchvilla". Und da es hier auch ein Geheimnis gibt, laufen die Gedanken immer auf Hochtouren. Ich zumindest lag mit meinen ersten Vermutungen total daneben.
Was noch erwähnenswert ist, ist der geschichtliche Aspekt. "Die Tuchvilla" spielt kurz vor dem ersten Weltkrieg und natürlich wird dieses Thema ab und an angeschnitten. Dennoch wie ich finde wirklich nur am Rande, was vielleicht das Buch nicht nur für Liebhaber historischer Romane interessant macht.
Wir lesen hier eher viel über die Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts und das macht wirklich Spaß.
Fazit und Bewertung:
Ein wirklich schöner und absolut empfehlenswerter historischer Roman. Da der Schreibstil der Autorin wirklich großartig ist und sich super lesen lässt, kann ich das Buch auch Leuten empfehlen, die sich bisher eher nicht an die Historik getraut haben. Hier wartet ein echtes Lesevergnügen auf euch!