Rezension

Eine Geschichte, die nicht komplett überzeugen konnte

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm - Eva Völler

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm
von Eva Völler

Bewertet mit 3 Sternen

Es muss sehr schwer sein, sein gewohntes Leben hinter sich zu lassen, um einen kompletten Neuanfang zu beginnen. Vor allem, wenn dieser Neubeginn nicht freiwillig ist und man sogar gezwungen ist, seinen Namen abzulegen, seine Heimat zu verlassen und den Kontakt zu geliebten Freunden abrechen muss. Wie Emily, deren Leben nach einem bewaffneten Überfall komplett aus den Fugen gerät. Sie musste machtlos mit ansehen, wie ihre Mutter und deren Freund Jonas – der anscheinend mit den falschen Menschen ins Geschäft gekommen ist -, angeschossen wurden. Emilys Leben steht Kopf, weil nun ihre ganze Familie von den Verbrechern bedroht wird.  Sie werden durch ein Zeugenschutzprogramm dazu gezwungen, alle Kontakte abzubrechen und aus der Großstadt aufs Land zu ziehen. Doch die Ereignisse haben auch etwas Gutes, denn nun wird Emily täglich von einem gut aussehenden Personenschützer begleitet, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Emily vergisst dabei gerne, dass ein Zeugenschutzprogramm auch strenge Regeln hat und der kleinste Fehler sie alle in Gefahr bringt.

„Zeugenkussprogramm“ ist der erste Band der neuen Serie Kiss & Crime von Eva Völler. Bislang habe ich noch kein Buch von dieser Autorin gelesen, doch Kerstin Giers Buchempfehlungen haben mich schon etwas länger neugierig gemacht. Umso passender war es jetzt, dass ich vom Lübbe/One überraschend „Zeugenkussprogramm“ zugeschickt bekam. Die Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte hörte sich sehr interessant an und bot eine nette Abwechslung zu den Büchern, die ich überwiegend lese. Deshalb musste dieses Buch nicht sehr lange in meinem Regal verharren und wurde gelesen. Jedoch bemerkte ich sehr schnell, dass ich nicht zur Zielgruppe der Autorin gehöre. Das hatte viele Gründe. Zum einen lag es an der Gestaltung der literarischen Figuren, denn diese wurden sehr oberflächlich und inkonsistent dargestellt und wirkten deshalb nicht immer nachvollziehbar. Emily stellt den Leser mit ihrem flatterhaften Verhalten oft auf eine harte Geduldsprobe. In einigen Situationen agiert die 17-Jährige wie eine pubertierende 12-Jährige. Dann wiederum überrascht sie in besonders gefährlichen Situationen den Leser mit einem sehr erwachsenen Verhalten. Und da ist die literarische Hauptfigur keine Ausnahme, denn fast alle Figuren widersprechen sich in ihren Handlungen: Ein junger, dynamischer Polizeibeamter mit Macho-Allüren, der einen Fable für Liebesromane hat, oder ein knallharter und gefährlicher Verbrecher, der die dümmsten Fehler begeht. Diese unausbalancierten Figuren lassen den Plot dieses Buches eher unsystematisch und unstimmig wirken. 
Eva Völler hat sich für ihre neue Kiss & Crime Serie eine jüngere Zielgruppe ausgesucht und ihren Schreibstil dementsprechend angepasst. Das manchmal etwas vorhersehbare Geschehen fließt in einem angenehmen Tempo mit einer ausgewogenen Mischung der Elemente aus Liebes- und Kriminalgeschichte vor sich hin. Völler überfordert ihre Leser nicht mit überzogen blutigen Gewaltszenen. Um die etwas schwereren Passagen aufzulockern, hat die Autorin eine etwas spleenige Protagonistin eingesetzt: Oma Gerti – leidenschaftliche Autorin von schnulzigen und sich gut verkaufenden Liebesromanen. Oma Gerti diktiert ihre Romane in allen Lebenslagen und sorgt für einige Lacher. Allerdings wurde ich ihrer im Laufe der Handlung etwas überdrüssig. Sie hat keinen abwechslungsreichen Stil und ihre geistigen Ergüsse nehmen zu viel Raum in der Handlung ein.

„Zeugenkussprogramm“ von Eva Völler ist eine unterhaltsame Geschichte mit einer guten Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte, die vor allem das jüngere Publikum begeistern wird. Ich empfand sie jedoch ein wenig zu unausgereift. Trotzdem werde ich diese Serie weiterverfolgen, um zu schauen, ob Völler sich noch weiterentwickeln kann.

 

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