Rezension

Eine Geschichte, die zum Lachen, aber auch zu Tränen rührt.

Lost Land - Jonathan Maberry

Lost Land - Die erste Nacht
von Jonathan Maberry

EIGENTLICH wollte ich vor ein paar Tagen vor dem Schlafengehen ja nur mal „kurz“ in das Buch reinschnuppern. Ehe ich mich versah, war es dann auch schon zwei Uhr Nachts und die Augen fielen mir müde zu. Sofort nach dem Aufstehen habe ich mich dann wieder über das Buch hergemacht und es erst wieder weggelegt, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte. Mehr müsste ich eigentlich nicht sagen, oder ;) ?

Benny Imura ist zu Beginn des Buches ein typischer Teenager. Er will cool sein, ist ein bisschen aufmüpfig, meistens sehr impulsiv und er hasst Zombies… und seinen Bruder Tom. Mir kam er ab und an sogar etwas zickig vor, aber wir alle haben diese Phase wohl mal durchgemacht und daher ist sein Verhalten durchaus verständlich, vor allem, wenn man die Verhältnisse betrachtet, in denen Benny leben muss. 

Der Autor schafft es wirklich sehr gut, den Leser in die Welt des Buches einzuführen, ohne Seitenlange Erklärungen abzugeben. Man bekommt das wichtigste mit, während man sich gemeinsam mit Benny die vielen verschiedenen „Jobs“ anschaut, die es für ihn zur Auswahl gibt. Dabei musste ich das eine oder andere Mal schlucken, weil es, aufgrund der Anwesenheit von Zombies  viel neue Berufe gibt, die wirklich abartig sind und die wohl niemand gerne machen würde. Gleichzeitig lernt man aber auch Benny immer besser kennen. Er ist ein sehr sympathischer Charakter, wenn man ihm ein bisschen Zeit gibt.

Letzten Endes landet er dann doch als Lehrling bei seinem verhassten großen Bruder Tom. Von da an ändert sich Bennys Leben schlagartig. 

„Wir leben hinter Zäunen, umgeben von einem Land voller Leichen. Schon mal davon gehört? Leichenland, ziemlich großer Landstrich, hieß früher mal Amerika." (ZITAT AUS LOST LAND)

So viel ist Benny von Anfang an klar, dennoch weiß er nicht, was sich wirklich „da draußen“ abspielt. An dieser Stelle sei gesagt, dass das Buch nichts für schwache Nerven ist. Das liegt nicht etwa an den Zombies und ihrem Aussehen an sich, sondern daran, wie mit diesen Zombies umgegangen wird. Anfangs ging es mir gar nicht so nahe, aber dann, als Tom durch sehr intelligente, aber auch ein bisschen hinterlistige Fragen Bennys Gedanken aus ihm hervorlockt, musste auch ich erkennen, wie furchtbar das alles wirklich ist. Er fordert nicht nur seinen Bruder, sondern auch den Leser heraus und es gelingt ihm hervorragend, dass man sich über gewisse Dinge noch einmal neue Gedanken machen muss. 

Im Buch gibt es sehr viele Dialoge, vor allem zwischen Benny und Tom, die einerseits wirklich lustig sein können, weil beide nicht auf den Mund gefallen sind, andererseits sind sie aber auch ergreifend und nachdenklich, vor allem wenn Tom aus jahrelanger Erfahrung als „Befrieder“ spricht. 

„Tom lächelte. „Ach, dann vertraust du mir jetzt also?“
„Du bist zwar eine Dumpfbacke, aber ich glaub nicht, dass du mich in einen Zombie verwandeln willst.“
„Dann müsste ich nicht ständig hinter dir her sein, damit du dein Zimmer aufräumst, also sollten wir das nicht ausschließen.“ (SEITE 61 / LOST LAND)

"Nein. Die Wahrheit ist die Wahrheit. Was sich ändert, ist das, was wir von ihr wissen und was wir zu glauben bereit sind." (ZITAT AUS LOST LAND)

Lost Land hat mich überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass ein Buch über Zombies so viel Tiefgang und Niveau haben könnte. Man erlebt hautnah, wie Benny sich Schritt für Schritt verändert und auch seine Beziehung zum Tom ändert sich merklich. 

Natürlich fehlt auch die Spannung im Buch nicht. Als Nix entführt wird, die im Übrigen einer meiner Lieblingscharaktere im Buch ist, müssen Tom und Benny sich in das Leichenland begeben und erleben dort Dinge, die sie sich wohl in ihren schlimmsten Alpträumen nie vorgestellt haben. Ab da konnte ich das Buch endgültig nicht mehr aus der Hand legen.

„Sie hielten einander fest und weinten, während die Nacht sich um ihre winzige Zuflucht schloss. Und die Welt unter ihnen brodelte und gärte vor Mördern, lebenden wie toten.“ (SEITE 377 / LOST LAND)

Nix ist eine langjährige Freundin von Benny und mir wurde schnell klar, dass da mehr ist, als bloße Freundschaft. Dennoch ist das alles nicht so einfach, wie es vielleicht scheint. Nix hat mich mit ihren Ansichten über Mountainside und die Zombies überrascht und sie trägt auch einen ganz großen Teil dazu bei, dass Benny ein anderer Mensch wird. 

„[…]Beide wollten etwas sagen, waren sich aber unsicher, welche Sprache auf diesem gemeinsamen neuen Terrain gesprochen wurde.“ (SEITE 206 / LOST LAND)

Eine Frage, die im Buch immer wiederkommt ist, wer nun eigentlich die wirklichen Monster sind: Die Zombies, oder aber die Menschen selbst. Um diese Frage zu beantworten müssen sich Benny und Tom, aber auch der Leser, vielen Momenten stellen, die unangenehm sind, erschreckend und emotional. Ich musste an vielen Stellen schwer schlucken und bei anderen musste ich sogar weinen, vor allem am Ende. 

Bevor ich nun, in Erinnerung an das Buch, wieder anfange zu weinen und nachzudenken, zeige ich euch nun schnell noch ein lustiges Zitat und dann kommt das Fazit. 

(Benny) „Meine künstlerlische Ader gibt nicht viel her?“
„Du kannst zwar malen“, räumte der Künstler ein.
„Ich…“
„Nur nicht besonders gut.“
„Äh … danke.“
„Wäre es dir lieber, wenn ich dich anlüge, Junge?“
„Vermutlich.“
„Na schön, du bist Rembrandt und in deiner Nähe würde ich mich minderwertig fühlen.“
„Schon besser.“

Fazit                                                                                                                                                       
Lost Land hat mich überrascht. Es hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Benny hat mich zum Lachen, Tom hat mich zum Nachdenken und manche Szenen haben mich zum Weinen gebracht. Es ist emotional, tiefgründig und spannend zugleich. Es ist nichts für schwache Nerven, das ist wahr, dennoch solltet ihr es mit dem Buch unbedingt mal probieren. Es lohnt sich wirklich.
Lost Land bekommt 5 Pancakes von mir und ich freue mich auf Band Nummer 2!