Rezension

Eine kognitive Zumutung mit Knoten im Kopf, die sich lohnt in Kauf zu nehmen!

DAVE -

DAVE
von Raphaela Edelbauer

DAVE ist die Hoffnung einer ganzen Gesellschaft auf Verbesserung der Lebensumstände, Erlösung und tatsächlich Lösung aller Probleme, denn DAVE soll als Künstliche Intelligenz mit Bewusstsein eine dystopische Welt für die Menschen retten. Syz ist Programmierer in einem riesigen Laborgebäudekomplex, welcher eine Stadt mit zehntausenden Einwohnern für sich darstellt. Tag und Nacht arbeitet er an den SCRIPTs für DAVE und wird plötzlich in den höchsten Zirkel der Entwickler berufen, mit einer - sogar DER - wichtigsten Funktion überhaupt: Er soll mit seiner Persönlichkeit die Grundstruktur für DAVE vorgeben. So die grobe Ausgangslage des Romans, wenn man diese überhaupt einfach zusammenfassen kann.

Edelbauer bastelt in ihrem zweiten Roman virtuos eine surreale Szenerie einer Hightech-Gesellschaft zusammen, welche nicht nur sprachlich hochintellektuell und anspruchsvoll konstruiert ist, sondern auch inhaltlich ebenso anspruchsvoll die technischen wie auch philosophischen Grundannahmen herausarbeitet, die mit der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zusammenhängen. Dabei ist der Einstieg des Buches im Höchstmaße fordernd bis auch sogar überfordernd gestaltet. Um diesem Buch folgen zu können, ist maximale Konzentration notwendig. Zu Beginn sind vor allem die theoretischen naturwissenschaftlichen und philosophischen Annahmen raumgreifend, später die zunehmend verwirrende, surreale Handlung, welche Leser*innen des Debütromans noch bekannt vorkommen sollten. Es lohnt sich hier definitiv am Ball zu bleiben, denn man kann als Leser*in nur von der enormen Rechercheleistung der Autorin profitieren. Eine solch dezidierte Auseinandersetzung mit dem theoretischen Aufbau zum Thema Künstliche Intelligenz und angrenzenden Themen habe ich bisher im literarischen Bereich noch nicht gelesen.

Zugegebenermaßen bildet dieses Buch aber auch einen Raum ab, für den sich die Lesenden wahrscheinlich stark interessieren müssen und bestenfalls bereits ein Grundwissen mitbringen. Ansonsten kann es schnell zur Überforderung führen. Die Verschachtelung der Themen, der fachliche Anspruch, das surreale Setting und auch die sprachliche Extravaganz grenzen den Kreis der Menschen, die diesen Roman genießen werden können, stark ein. Für diesen Personenkreis wird es jedoch eine ausgesprochen anregende Lektüre werden. So wie es für mich eine nie einfache aber immer fordernde und damit ausgezeichnete Lektüre darstellte.