Rezension

Eine Mordsgaudi im Opernhaus!

Bei Zugabe Mord! - Tatjana Kruse

Bei Zugabe Mord!
von Tatjana Kruse

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt:

Es ist DIE Sensation bei den Salzburger Festspielen: Zusammen mit ihrer ehemaligen Opernschul-Clique wird die Primadonna Pauline Miller in Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ auftreten! Die Proben sind in vollem Gange, es wird gesungen und gezickt, was das Zeug hält. Doch nicht nur verbal rollen Köpfe: Plötzlich liegt ein Tenor im Kochtopf, und dies bleibt nicht der einzige Mordfall.

Nach und nach wird das Ensemble dezimiert, und da Pauline dummerweise bei den Morden stets in der Nähe ist, wird sie schnell zur Hauptverdächtigen. Um ihre Unschuld zu beweisen und weitere Morde (unter anderem ihren eigenen) zu verhindern, beschließt sie kurzerhand, nur mit einem narkoleptischen Hund bewaffnet, den Mörder auf eigene Faust zu suchen.

Meine Meinung:

Dies war mein erster Krimi aus der Feder von Tatjana Kruse, und ich kann nur sagen: Mehr davon, bitte!

Die Figuren sind alle so herrlich gezeichnet mit ihren Macken und Allüren, und es ist wirklich schade, sich so nach und nach von ein paar dieser Charaktere verabschieden zu müssen. Aber zum Glück bleiben dem Leser die lustigsten Figuren erhalten, allen voran Pauline. Die „Millerin“ muss man einfach ins Herz schließen, ob man will oder nicht. Sie ist die Diva schlechthin, die mich mit ihren Starallüren sehr zum Schmunzeln brachte. Da sie nunmal eine echte Primadonna ist, genießt sie nicht nur die Verehrung ihrer Fans, sondern pflegt auch gerne und bewusst ihr Divatum. Dazu kommt noch ihr Übergewicht, das sie mir nicht nur als Leidensgenossin sympathisch macht (Hey, sie hat WIRKLICH Übergewicht und ist keine dieser „Mimimi, ich bin so dick, ich musste mir neulich tatsächlich einen Pulli in Größe 38 kaufen und wiege bei einer Körpergröße von 1,75 m horrorhafte 60 kg!“-Tussen.), sondern auch für viele Lacher sorgt, z. B. wenn das Erklimmen des zweiten Stockwerkes bei ihr das Bedürfnis nach einem Sauerstoffzelt auslöst oder sie diverse Packungen Mozartkugeln in kürzester Zeit regelrecht inhaliert. Einzigartig, wie sie sich selbst immer wieder kopflos in brenzlige Situationen hineinmanövriert. Sie lernt’s einfach nicht…

Immer dabei und der perfekte Begleiter ist Paulines geliebter Hund Radames, eine verunglückte Züchtung, der nicht nur ständig mit einer Ratte verwechselt wird, sondern auch noch an Narkolepsie leidet und in den unmöglichsten Momenten einfach das Bewusstsein verliert. Diese Skurrilität ist wohl der Running Gag dieses Buches und sorgte bei mir für mehrere Lacher. Klar, ein narkoleptischer Hund ist schon hart an der Grenze zum Klamauk, aber irgendwie passt Radames ganz wunderbar zum restlichen Ensemble, das nicht nur aus den narzisstischen Opernstars besteht, sondern noch unter Anderem von einer kleinwüchsigen Managerin, einem schwulen Nicht-Schwulen und einem hartnäckigen Kommissar mit dem klanghaften Namen Pittertatscher ergänzt wird. Um es mal so zu sagen: Hier schenkt sich keiner was.

Ich hatte gleich zu Anfang einen Hauptverdächtigen (oder eine Hauptverdächtige – ich möchte ja nicht spoilern), und mit meiner ersten Vermutung lag ich dann auch richtig. Jedoch gab es so viele Irrungen und Wirrungen im Verlauf der Geschichte, dass ich mir bis zum Schluss nicht mehr so sicher war und mittlerweile mehrere Verdächtige hatte. So blieb die Spannung erhalten.

Ich habe mich von Anfang an pudelwohl gefühlt in diesem Buch und es in einem Rutsch gelesen. Durch die schrägen Charaktere tritt das Kriminalistische an sich etwas in den Hintergrund, was für mich den Reiz ausgemacht hat, weil ich selten Krimis lese und auch den klassischen Krimis/Thrillern nicht viel abgewinnen kann. Hardcore-Krimilesern könnte das Buch vielleicht eine Spur zu albern sein, aber das muss man selbst entscheiden. Mir hat der Humor dieses Buches jedenfalls sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sauwitzig, teils sarkastisch und sehr lebendig. Man kann plump sagen: Hier hat man eine Mordsgaudi!

Ich freue mich schon sehr auf die geplante Fortsetzung, in der die Millerin als Turandot bei den Bregenzer Festspielen aufdrehen darf.