Rezension

Erfahrungsbericht der Familie Hutzenlaub in Japan – leider etwas einseitig

Hallo Japan - Lucinde Hutzenlaub

Hallo Japan
von Lucinde Hutzenlaub

Zum Inhalt: Ohne zu zögern trifft Lucinde Hutzenlaub, als Ihr Mann Holger von seinem Arbeitgeber für drei Jahre nach Japan versetzt wird, die Entscheidung, ihn mitsamt der ganzen Familie zu begleiten. Mit Sack und Pack, den vier Kindern und einer großen Portion Aufregung im Gepäck heißt es nun sehr bald: Hallo Tokio! Hallo Japan!

Schon die Suche einer Unterkunft, die der sechsköpfigen Familie genug Platz bietet, gestaltet sich schwierig, denn in Tokio lebt man eher beengt und die typische japanische Familie besteht aus deutlich weniger Mitgliedern.

Auf 320 Seiten begleitet der Leser Familie Hutzenlaub innerhalb der nächsten drei Jahre in Japan. Man begleitet Lucinde und ihre Kinder während ihrer ersten Geh- und v.a. Autofahr-Versuche in Tokio, lernt die Japaner, die sich in nahezu jeder Lebenssituation ganz anders als der durchschnittliche Mitteleuropäer verhalten, kennen, kommt an vielen kulinarischen Neuheiten vorbei (insbesondere diese Abschnitte haben mich immer wieder königlich amüsiert), erlebt die erste Kirschblüte in Japan, lernt die Gepflogenheiten in japanischen öffentlichen Badehäusern kennen, besucht Tempel, Land und Leute.

Doch neben diesen zumeist unterhaltsam geschilderten Episoden und Eindrücken werden auch ernstere Töne angeschlagen, denn Familie Hutzenlaub erlebt auch das schwere Erdbeben im März 2011 und den darauf folgenden Tsunami und die Katastrophe von Fukushima in Tokio. Wie die Familie mit diesen Erlebnissen und der darauf folgenden grenzenlosen Verunsicherung im Land umgeht, schildert Lucinde Hutzenlaub in ihrem sehr persönlichen Bericht über ihre Zeit in Japan.

Eigene Meinung: Lobenswert zu erwähnen ist an dieser Stelle der lockere und sehr unterhaltsame Schreib- und Erzählstil von Lucinde Hutzenlaub. Das Buch ist in zumeist sehr kurz gehaltene Kapitel unterteilt, in denen der Leser episodenartig erfährt, wie die Hutzenlaubs sich mehr und mehr in Japan einleben, welche die größten Schwierigkeiten dabei sind, aber auch, was ihnen in dieser Zeit am meisten ans Herz wächst. Lucinde Hutzenlaubs oftmals sehr trockener Humor, der aus nahezu jeder Zeile herauszulesen ist, hat mir das Lesen insbesondere während der ersten Kapitel zu einem großen Vergnügen gemacht und nicht selten musste ich schallend lachen, da die häufig obskuren Erlebnisse so eindrücklich geschildert wurden.

Im Laufe des Buches hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefe und Inhalt gewünscht. Die Erzählung bleibt auf Familie Hutzenlaub und ihre größtenteils deutschen Freunde in Tokio beschränkt. Nur als Randaspekte werden Begegnungen mit der Tokioter Bevölkerung geschildert, und wo es sie gibt, blieben sie für meinen Geschmack zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir hier deutlich stärker erhofft, ein bisschen mehr darüber zu erfahren, worin denn tatsächlich die wichtigsten kulturellen Unterschiede zwischen Europäern und Japanern liegen und wie sich das auf den Alltag, die Weltsicht, das Miteinander auswirkt. Gerade in den Kapiteln, in denen es um den Tsunami und das dadurch hervorgerufene Reaktorunglück von Fukushima geht, hat mir dieser Aspekt gefehlt.

Mein Fazit: Ein sehr persönliches und unterhaltsam geschriebenes Buch, welches jedoch hauptsächlich darauf abzielt, den Leser zu unterhalten und wenig (keine) weiterführenden Informationen über Land und Leute liefert.

Für den gut zu lesenden Schreibstil von Lucinde Hutzenlaub gibt es von mir zwei Sternchen!

Kommentare

DeansImpala kommentierte am 28. Juni 2014 um 09:40

Tolle Rezi. Mir hat das Buch sehr zugesagt.