Rezension

Familie Hutzenlaub wandert aus

Hallo Japan - Lucinde Hutzenlaub

Hallo Japan
von Lucinde Hutzenlaub

Wie reagiert man, wenn der Mann eines Tages sagt, dass er für 3 Jahre nach Japan gehen muss?

Wenn man Lucinde Hutzenlaub heißt, mit eben diesem Mann verheiratet ist, 4 Kinder hat, dann packt man das Abenteuer an.

Eine Wohnung haben die beiden schon für ihre Familie in Tokio gefunden, groß genug für die 6-köpfige Familie.

Die 3 schulpflichtigen Mädels werden aus der Schule abgemeldet, die Sachen gepackt und auf geht es nach Japan.

Sie wissen, dass es nicht leicht werden wird. Sie sprechen die Sprache nicht, sie können die Schrift nicht lesen und die Autos fahren auf der falschen Seite.

Aber eines der wichtigsten Wörter hat Lucinde schon parat "Sumimasen" - Entschuldigung. Also gehen sie gut gerüstet in ihr Abenteuer.

In der Gegend, in der sie wohnen, gibt es glücklicherweise auch noch andere Ausländer, ebenso Deutsche, mit denen sie sich anfreunden. Die Kinder gehen in eine deutschsprachige Schule und finden dort ebenfalls recht schnell Anschluss.

William, der jüngste Spross der Familie, wird dort in die Kita gehen, vorzugsweise sollen die Kinder sich dort nur auf englisch unterhalten.

Sehr unterhaltsam lässt  Lucinde Hutzenlaub den Leser an den Pleiten, Pech und Pannen teilhaben, die ihr in Japan so passieren. Da ist es egal, ob es sich um den Einkauf handelt, den man erstmal meistern muss, wenn man nichts lesen kann, oder dem Fahren auf der Straße, wo Linksverkehr angesagt ist.

Lucinde lernt die Gegend kennen, indem sie sich verläuft und immer solange weiter läuft, bis ihr etwas bekannt vorkommt.

Sie nimmt den Leser ebenso mit zu den diversen Feierlichkeiten, und zu Feiern scheint es in Japan reichlich zu geben, wie sie den Leser auch teilhaben lässt an der Schönheit der Kirschblüten.

Ich habe sie in einen Buddha begleitet, den sie von innen besteigen konnten und war mit ihr und ihrer Freundin unterhalb einer Tempelanlage in einem dunklen Gang, der dem Inneren eines Buddha nachgestaltet worden sein soll. Klar, dass Taschenlampen verboten waren.

Lucinde erzählt nicht nur von der Schönheit des Landes, sondern auch von den Menschen und ihren Eigenheiten. Viele Dinge lassen uns schmunzeln, die Japaner nehmen es aber sehr ernst. Dabei sei an das Erlebnis im Freizeitbad gedacht, wo alle Nutzer kurz aus dem fußhohen Wasser raus mussten, damit die Verantwortlichen die Leitern durchzählen konnten und gucken, ob keiner unten geblieben ist.

Eindeutig, andere Länder, andere Sitten.

Aber die Familie hat nicht nur unterhaltsames dort erlebt. Leichte Erdbeben sind an der Tagesordnung, aber das große Erdbeben vom März 2011, das die ganze Welt nach Japan und Fukushima sehen lies, haben sie dort ebenfalls live miterlebt.

Was sie dort erlebt haben, schildert Lucinde ebenfalls sehr detailgetreu. Sie zeigt die Angst, die sie verspürte, als die Erde bebte, ihre Kinder und ihr Mann alle woanders. Niemand wusste, ob die Straßen oder Brücken intakt sind, genauso wenig wussten sie im nachhinein, was genau sie denn noch essen können. Welche Bezirke sind nicht oder nur geringfügig verstrahlt. Die Regierung beschönigte vieles, so dass man auch nicht mehr alles glauben konnte.

Obwohl die Familie unter Kraftanstrengung kurzzeitig nach Deutschland ausgeflogen wurde, sind sie später wieder zurück gegangen.

Sie haben die kleinen Dinge des Lebens bewusster aufgenommen, nicht mehr alles für selbstverständlich gesehen und leben bewusster.

Ein fantastisches Buch von kurzzeitigen Aussiedlern, humorvoll geschrieben, so dass ich mehr als einmal schmunzeln musste.

3 Jahre Schönheit und Hölle Japan vereinen sich in einem Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.