Rezension

Hallo Japan - Japan-Trip all inclusive - besinnlich, humorvoll und herzerfrischend.

Hallo Japan - Lucinde Hutzenlaub

Hallo Japan
von Lucinde Hutzenlaub

Bewertet mit 5 Sternen

Hallo Japan - Eine Liebeserklärung an ein Land.

Wer noch niemals im Leben von Böblingen nach Tokio umgesiedelt ist, wird Manches nicht für möglich halten, was die Autorin in diesem gelungenen Debüt zum Besten gibt.

Um die Karriere ihres Mannes Holger zu unterstützen, der aus beruflichen Gründen von seiner Firma nach Japan beordert wurde, zog Lucinde Hutzenlaub mit ihrer vierköpfigen Kinderschar - der dreizehnjährigen Paulina, Lilli und Maria im Alter von acht und zehn und dem Kleinsten, dem zweijährigen William, für drei Jahre nach Japan.

Dass ein absolut anderer Kulturkreis auf sie wartete, fremde Gebräuche, unbekannte Vorschriften und unvorhergesehene Erschwernisse an der Tagesordnung sein würden - darüber gab Lucinde sich keinen Illusionen hin, im Gegenteil, diese Herausforderung reizte sie, ihr neugieriger Geist witterte Interessantes und Aufregendes. In welch massiver, geballter Form sie das alles dann entdecken musste, hatte nicht immer nur mit dem "Land des Lächelns" zu tun, das wir alle so wunderschön finden, weil wir es aus der romantischen Operette von Franz Lehár kennen. Japan konnte auch ganz anders.

Welches Kind benötigte schon in Deutschland als Kindergartenausrüstung einen Erdbeben-Schutzhelm, der einem eingeknickten Kopfkissen nicht unähnlich sieht oder durfte nur mit einem Ortungsgerät dort abgegeben werden, das jederzeit seinen Standort verriet, wenn es sich mal von der Truppe der Anderen entfernt hatte.

Wellness für gestreßte Mütter zum Beispiel klang wunderbar, entsprach aber in der Variante "Korean Body Scrub", die man im "Adam & Eve" erleben konnte, einer absolut körperfeindlichen Maßnahme, die an Stelle von Wohlbefinden nur noch Fluchtgedanken und Überlebenswillen aufkommen ließ.

Das ganz normale Einkaufen im Supermarkt war in Japan eine vollkommen andere östliche Dimension als in vertrauten, deutschen Lebensmittelgeschäften und schweißtreibend schon einmal das Fahren dorthin über Tokios Highways, mit einem Navigator, der nur japanisch sprach. Weitaus genussreicher empfand man dann doch das gemütliche Beisammenhocken mit Freunden, die glücklicherweise schon mehr Erfahrungen mit der japanischen Küche hatten und gelassener reagieren konnten, wenn Shabu Shabu Suppe, roher Fisch oder mit Zahnstochern aus ihren Häusern heraus gezerrte schneckenartige Leckerbissen die Tafelgenüsse krönten. Das sind nur wenige amüsante Stichworte, die man den kunterbunten Erzählungen der Autorin entnehmen kann. Dass allerdings bei einer Vielzahl von Missgeschicken und Verständigungsschwierigkeiten das japanische Wort "Sumimasen" - Entschuldigung - eine Hauptrolle spielte und zu den wichtigsten  Vokabeln gehörte, muss gar nicht erwähnt werden, denke ich.

Aber bei all den vergnüglichen Abenteuern in der Kirschblütenwelt fehlen die leisen, die traurigen und von Erschütterung geprägten Erlebnisse nicht. Die Gedanken, die von den schrecklichen Ereignissen rund um das weltbewegende Datum des 11. März 2011 bestimmt sind, finden im Roman der Autorin ihre Stimme, die ins Herz des Lesers dringt.

Der Schrecken des Bebens, die vernichtende Gewalt des Tsunamis und die Katastrophe von Fukushima lässt das lächelnde Land erstarren und zeigt auf der anderen Seite die ungeheure Tapferkeit und mutige Gelassenheit mit der sich die Menschen zu arrangieren verstehen.

Lucinde Hutzenlaub hat das Land zu Füßen des Fujiyama-San lieben gelernt, die Rückkehr nach Deutschland fällt nicht leicht - zwei Welten, die verschiedener nicht sein können und doch nur 16 Flugstunden auseinander liegen. Sayonara, Japan.

Wunderbar flüssig geschrieben, unterhaltsam und flott zu lesen, eine facettenreiche Lektüre, die Erzählen und Informieren kann. Man bekommt Lust auf einen Auswanderungsversuch in dieses fremde, liebenswerte Land.

Absolut empfehlenswert.