Rezension

Erster Fall für Franzi und Kay

Der Tote im Netz -

Der Tote im Netz
von Frauke Scheunemann

Bewertet mit 5 Sternen

Mit „Der Tote im Netz“ hat Frauke Scheunemann ihr neustes Werk vorgelegt, das nun im März 2022 im Scherz Verlag erschienen ist. Zwar kenne ich die Autorin unter dem Pseudonym Anne Hertz, unter dem sie (mit ihrer Schwester Wiebke) schon einige Romane veröffentlicht hat, aber gelesen habe ich bis dato noch keins ihrer Bücher. Jetzt werden sich einige Leser*innen bestimmt fragen: warum wurde gerade dieses Buch bevorzugt? Das ist ganz schnell erklärt: ich liebe Regionalkrimis und wenn diese noch an der Nord- bzw. Ostsee spielen, umso mehr. Sowohl der Titel als auch der Klapptext haben meine Neugierde geweckt und nachdem ich die Zusammenfassung gelesen hatte, wusste ich, dass dies genau meine Geschichte sein wird.

 Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich angenehm überrascht und so tauchte ich relativ schnell in die Geschichte ein und ab. Aber nicht nur damit konnte sie bei mir punkten, sondern auch mit dem fantastisch und humorvollen Erzählstil, der durch die zahlreichen verbalen Schlagabtausche perfekt unterstrichen worden ist. Frauke Scheunemann hat genau meinen Nerv getroffen, denn ich liebe die Art von Humor. Ebenso gut gefallen hat mir der sehr gut dosierte Dialekt, der immer wieder aufblitzte und die Usedomer Atmosphäre grandios unterstrichen hat. Brillant waren auch die Charaktere, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Radiomoderatorin Franziska „Franzi“ Mai, mit ihrem fröhlichen, offenen und rheinischen Charakter, so manch einen in den Wahnsinn treiben kann. Mit ihr bekommt das Wort „neugierig“ eine völlig neue Bedeutung. 

Dagegen ist der Kommissar Kay Lorenz ein stilles Wasser. Sein Charakter ist eher ruhiger Natur, dazu ein bisschen wortkarg und an manchen Tagen gesellt sich auch noch schlechte Laune dazu. Mit ihm zu arbeiten ist zwar nicht immer einfach, aber dennoch trägt er sein Herz am rechten Fleck. Der Beweis ist der herzliche Umgang mit seiner neunmal klugen Tochter Greta.

So unterschiedlich Franzi und Kay auch sein mögen, sie ergänzen sich perfekt. Das bekommt der Leser in diesem Fall zu spüren und genau zu dem kommen wir jetzt….

Der Ostsee-Lokalsender Bäderland-Radio soll verkauft werden und die Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. So auch Franziska Mai, die als Radioreporterin dort arbeitet. Franzi wäre aber nicht Franzi, wenn sie nicht um ihren Job kämpfen würde. Kurzerhand entwirft sie mit ihrem Volontär ein neues Sendekonzept, mit dem sie „ihren“ Sender retten möchte. Sie will über Themen berichten, die den Usedomer unter den Nägeln brennt. Ganz egal, ob es um Nachbarschaftsstreitereien, Immobilienhaie oder Umweltaktivisten handelt. Je aktueller oder brisanter die Fälle sind, desto besser. In ihrem ersten Fall geht es um Fischereitourismus und einen ziemlich agilen Fischereiaufseher der Stress macht. Als kurz darauf ein Fischer tot in einem Fischnetz gefunden wird, steht für jeden fest, dass es sich hierbei um Mord handelt. Nur wer war es? Für Franzi ein gefundenes Fressen, denn die Story bringt die nötige Hörerquote. Das heißt für sie am Ball bleiben und möglichst nah am Geschehen sein. Allerdings hat einer was dagegen: Kommissar Kay Lorenz, der hat die Ermittlungen übernommen. Ihm passt es überhaupt nicht, dass Franzi ihre Reporternase in den Fall steckt. Wird er Franzi in ihre Schranken verweisen können oder werden die beiden ein Team? Ich verrate nichts, aber eines ist sicher: ungefährlich wird es nicht. 

Frauke Scheunemann hat hier einen perfekten Krimi geschaffen, der nicht nur Lust auf Urlaub, sondern auch aufs Ermitteln macht. Mehrfach glaubte ich, dass ich dem Täter schon auf die Schliche gekommen sei, aber Pustekuchen: die ständigen Wendungen im Fall machen dies schier unmöglich und ich war von dem Ausgang mehr als nur überrascht.

Der Tote im Netz ist ein toller Auftakt der neuen Usedomer – Krimireihe, der Lust auf den neuen Fall macht. Glückwunsch und für mich war es eine spannende Reise auf eine wunderschöne Insel. 

5 von 5 Sterne und ein Muss für Fans von Regionalkrimis, die keinen blutrünstige Fall erleben wollen.