Rezension

es hat mich sehr beeindruckt

Ehre - Elif Shafak

Ehre
von Elif Shafak

Meine Meinung:

Das war seit langem  mal, von der Thematik her, ein ganz anderes Buch für mich.  Die Kurzbeschreibung hörte sich für mich sehr interessant an und deshalb wollte ich dieses Buch gerne lesen. Bisher hatte ich von Elif Shafak noch kein Buch gelesen, aber könnte sich nun vielleicht ändern.

 

An den Schreibstil der Autorin musste ich erst gewöhnen und auch an die Zeitsprünge. Dies ist kein Buch, das mal eben zwischendurch gelesen werden kann, hier ist etwas mehr Konzentration erforderlich.

 

Die Familiengeschichte wird in verschiedenen Zeitabschnitten erzählt, es wechseln sich Vergangenheit und Gegenwart ab. Wobei es mir die Überschriften leicht machten und ich mich gut zurecht finden konnte. In der Hauptsache ging es um Ereignisse im Jahr 1978, aber um alles zu verstehen war beispielsweise 1945 und auch 1992 wichtig.  Aber nicht nur dieser zeitliche Wechsel war erforderlich, damit die Zusammenhänge dieser Geschichte verstanden werden, es wechseln auch die Personen mit den Kapiteln. So wird von jedem Familienmitglied berichtet, was hinterher zu einem Faden zusammenkommt.

 

Wenn ich mir jetzt, die für mich ausschlaggebende Kurzbeschreibung ansehe, hatte ich von der Geschichte etwas anderes erwartet. Allerdings war ich vom Inhalt dann nicht enttäuscht, ich hätte es nur nicht vermutet.

 

Zum Beispiel konnte ich durch die Erzählungen der Vergangenheit sehr viel besser verstehen, wie sich Menschen fühlen, die in einer ganz anderen Kultur und Gegend aufwachsen, als beispielsweise die Bewohner von London, wohin Pembe mit ihrem Mann und Kinder gezogen ist. Wie schwer muss es ihr dort gefallen sein. Aus einem Dorf am Euphrat, (diesen Namen kennen wir ja meist nur in Verbindung mit Tigris aus der Geschichte) auszuwandern nach Istanbul, war schon etwas Besonderes und dann nach London, dazwischen lagen Welten. Wie muss Pembe sich gefühlt haben, als ihr Mann sie verlassen hat. Aufgewachsen und erzogen wurde sie in dem kleinen kurdischen Dorf . Viele Ansichten hat sie bei der Erziehung ihrer Kinder eingebracht. So nannte sie ihren erstgeborenen Sohn immer Sultan und entsprechend wurde der Junge auch behandelt. Dass er später dann der "Ehre" wegen eine Katastrophe herauf beschwört, hätte sie wohl nie dabei bedacht.

 

Für mich ist es heute noch unverständlich, welche Taten der "Ehre" wegen begangen werden, sollte man doch meinen, inzwischen hätte sich einiges geändert. Bei diesem Buch konnte ich es besser verstehen, wenn ich mir ansehe, wann die Protagonisten geboren wurden und wie sie aufgewachsen sind. Es waren andere Zeiten.

 

Insgesamt gesehen hat mich das Schicksal von Pembe und ihrer Familie sehr berührt. Elif Shafak hat es wirklich verstanden mich zu fesseln. Ein schweres Thema wurde angepackt und gut rüber gebracht. Durch schicksalhafte Begegnungen und deren Auswirkungen wird das Leben einer Familie bestimmt.

 

Sollte jetzt jemand nach meiner Beschreibung denken, es ist ein langweiliges und uninteressantes Buch, der wird überrascht sein, was sich noch alles darin verbirgt. Vor allem kommen Wendungen darin vor, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hätte.

 

Fazit:

Ich kann dieses Buch wirklich mit ruhigem Gewissen weiter empfehlen. Es lohnt sich! Vor allem sind andere Leser vielleicht auch so überrascht wie ich, wenn sie sich wieder daran erinnern, was bei uns in Europa 1978 so alles passiert ist und wir schon längst wieder vergessen haben.