Rezension

Es ist gut, dass du glücklich bist. Bleib glücklich, Mio, mein Mio!

Mio, mein Mio -

Mio, mein Mio
von Astrid Lindgren

Bewertet mit 5 Sternen

"Nein, weil es kein finsteres Wasser mehr gibt", sagte Jum-Jum. "Nur kleine, freundliche Wellen gibt es, und sie singen für Milimani, wenn sie am Ufer liegt und schläft."

Wenn man "Lindgren" hört, dann denkt man gleich an Pipi, Michel und Lotta. Doch Lindgren konnte auch andere Töne anschlagen. Ernste, nachdenkliche, geradezu tiefsinnige Märchen hat sie geschrieben. "Mio, mein Mio" war eines der Bücher von Lindgren, das mich Rotz und Wasser hat heulen lassen. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ich war völlig aufgelöst, mein Herz konnte soviel Melancholie, soviel kindliche Traurigkeit einfach noch nicht fassen.

Erst als ich die Geschichte um den unglücklichen Waisenjungen Bosse erneut gelesen habe, konnte ich sie voll und ganz in mich aufnehmen und sie hat mich berührt wie kaum eine andere Geschichte, die ich in meiner Kindheit bzw. Jugend gelesen habe.

Bosse, der durch einen Flaschengeist aus seiner lieblosen Pflegefamilie herausgeholt und in das "Land der Ferne" gebracht wird. Dort wartet sein Vater, der König auf ihn und aus Bosse wird Prinz Mio.

Endlich findet Mio Freunde und kann Kind sein, wird geliebt und behütet, lacht und weiß was pure wahre Freude ist. Dieses Idyll wird bedroht. Kato, ein böser Ritter, will die Macht an sich reißen und nun liegt es allein in Mios Händen diese dunkle Zukunft abzuwenden.

Der schwedische Illustrator Johan Egerkrans hat dieses Märchen von Gut und Böse, Liebe und Tod, die Grausamkeiten und hellen Tage des Lebens, meisterhaft mit seinen Bildern bereichert. Jede Zeichnung passt perfekt zu Lindgrens Worten und man merkt, dass Mio in ihm genauso etwas bewegt hat wie in Generationen von Leser:innen.

Ein Buch, das, wenn ich es mit meinen Kindern lesen werde, erst wieder einen Teil in mir zerbrechen wird, bevor es dann langsam, ganz langsam, viele Wunden heilen wird. Neue und alte, frische und die, die man schon fast vergessen hatte. Etwas, das nur Astrid Lindgren kann.