Rezension

Ein Jahreshighlight

Yellowface -

Yellowface
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 5 Sternen

Ein absolutes Jahres-Highlight!
Endlich mal wieder ein Buch, das mit ab der ersten Seite fesselte und bis zum Ende nicht mehr losließ. 

Ich habe von der Autorin bereits andere Werke gelesen und obwohl ich Babel zwar unheimlich gut geschrieben fand, musste ich das Buch einfach pausieren. Es passte nie so richtig in meine Lesestimmung. Der erste Band der „Im Zeichen der Mohnblume“ Reihe fand ich leider nicht ganz ansprechend, so begeistert, wie andere Leser:innen von den Büchern der Reihe sind, muss ich diese wohl aber nochmals lesen. 
Aber „Yellowface“ packte mich ab der ersten Seite. Und dass, obwohl die Protagonistin wirklich keine Sympathieträgerin ist. Obwohl es in diesem Fall eher lauten sollte: Gerade, weil die Protagonistin keine Sympathieträgerin ist. 
Um ehrlich zu sein ist eigentlich keiner der Charaktere wirklich sonderlich sympathisch oder liebenswert. Athena Lius Mutter vielleicht einmal ausgenommen. 
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive von June und somit hat man als Leser:in das Gefühl, wirklich mitten in der Geschichte zu sein, alles hautnah mitzuerleben.
Während des Lesens wollte ich, dass Junes Lügenkonstrukt ihr um die Ohren fliegt und gleichzeitig wollte ich es auch wieder nicht. Weil man als Leser:in irgendwie doch eine Verbindung zu June aufbaut, sich in ihren Lügen verheddert. 

Das Ende ist schon fast wie ein waschechter Showdown aus einem Thriller und passt so sehr zur Geschichte, wie es das auch nicht tut. 
Zynische Satire, Thriller, Drama, das Buch lässt sich keinem Genre zuordnen und bedient sich einfach der besten Elemente verschiedener Genres. Ich finde R.F. Kuangs Stil einfach grandios und bin so froh, dieses Buch aufgeschlagen zu haben.  

Wie auch in ihren anderen Werken behandelt die Autorin das Thema Rassismus in diesem Buch. Vor allem kulturelle Aneignung und Diversität stehen hier im Vordergrund. Die Autorin verwebt diese großen und wichtigen Themen in einer kritischen, mitunter sehr zynischen Art. 
Und natürlich findet viel Handlung auf einer Metaebene auf Twitter/X statt. Cybermobbing und Shitstorms sind hierbei vorprogrammiert.
Es ist eine Fülle an Themen, die schon für sich genommen sehr interessant sind, die in diesem Werk miteinander verbunden werden und eine spannende, düstere Geschichte als Resultat hervorbringen.

Super interessant fand ich die literarischen Einblicke in der Verlagswelt. Ja, vieles wird hier sehr dramatisch und überspitzt dargestellt, aber als Person ohne nennenswerte Kenntnisse oder Erfahrungen in und über diese Branche glaube ich, dass irgendwo ein Fünkchen Wahrheit beziehungsweise Realismus in den Szenen vergraben liegt. Als Leser:in hat man ja gerne ein sehr romantisch verklärtes Bild der Verlagswelt. 

Meine Rezension wird dem Buch einfach nicht gerecht. Ich kann nur empfehlen, sich selber eine Meinung über dieses grandiose Buch zu bilden, das auch ein paar Tage nach Beenden noch in mir nachhallt.