Rezension

Feiner Roman!

Wer ist Mr Satoshi? - Jonathan Lee

Wer ist Mr Satoshi?
von Jonathan Lee

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem Tod der verunfallten Mutter hat der britische Fotograph Rob Foss niemanden mehr auf der Welt, außer einem umtriebigen Agenten und den Fotomagazinen, die sehnsüchtig auf seinen ehemals so einmaligen Blick auf das Großstadtleben warten. Nun hat Foss stattdessen so etwas wie einen letzten Willen zu erfüllen. Er soll auf Bitten der Mutter einen gewissen Mr. Satoshi suchen und ihm ein Päckchen überbringen. Was wahrlich keine leichte Aufgabe ist. Denn der Gesuchte befindet sich in Japan, so er denn noch lebt und der genaue Aufenthaltsort ist unbekannt. Foss ist depressiv, Tablettensüchtig und von Ängsten geplagt. Ein Mann also der schon seit geraumer Zeit im Ungefähren fischt und des Aufbruchs bedarf. Neugierig geworden rafft sich der ehemalige Kreativkopf auf und macht sich auf eine Suche, die in bis weit in Vergangenheit führt und ihn mit einem grausamen Ereignis konfrontiert, dass ihn einst völlig aus der Bahn warf, dem Tod seiner Freundin auf einer griechischen Insel. Foss, der ehemals erfolgreiche Fotograph von trauriger Gestalt greift mehr schlaff, als zupackend nach diesem mütterlichen Strohhalm, den das Schicksal ihm reicht und entwickelt einen geradezu detektivischen Ehrgeiz, in einem Land, deren Menschen und Schriftzeichen er nicht versteht, um das unmögliche möglich zu machen. Und obwohl die Emotionen nicht gerade Purzelbaum schlagen, in diesem sehr lakonisch geschrieben Roman gelingt es Jonathan Lee auf beeindruckende Weise die Verletzlichkeit und Zerrissenheit eines Künstlers von Rang rüberzubringen. Foss betritt aus seiner Einsamkeit hinaus Neuland, begegnet einer männlichen Puffmutter mit einer Messermanie und einer lebensdurstigen Frau, die sein Dasein auf den Kopf und wieder auf die Füße stellt. Das alles wird ganz schön spröde und angenehm knapp erzählt. Das Leben als eine ewige Hängepartie, die Japaner kennen das, sie verstehen Foss, auch ohne Worte, wenn es sein muss. Bisweilen fühlte ich mich an Murakami erinnert, was allerdings ein bisschen hochgegriffen ist. Denn Jonathan Lee’s Geschichte ist bei weitem nicht so ausufernd und fordernd geschrieben. Der Roman folgt einer eher konventionellen Grundidee, der aber niemals die Puste ausgeht. Am Schluss wartet eine Überraschung, keine große, aber eine nüchtern betrachtet passende Auflösung für ein Buch, das mit Effekten eher geizt und mit Tiefenwirkung punktet. Ein feiner Roman, den ich richtig gerne gelesen habe!