Rezension

eine fesselnde und berührende Geschichte

Wer ist Mr Satoshi? - Jonathan Lee

Wer ist Mr Satoshi?
von Jonathan Lee

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:
„Dieses Päckchen ist für Mr Satoshi. Wenn wir seine Adresse herausfinden.“ So lauten die letzten Worte von Foss’ Mutter, während sie liebevoll einen abgeschabten Schuhkarton mit rätselhaftem Inhalt tätschelt. Und so entschließt sich der von Panikattacken heimgesuchte Fotograf, den mysteriösen Mr. Satoshi zu finden. Seine Reise führt ihn in die ebenso schrille wie geheimnisvolle Welt Japans. Bei seiner Suche muss Foss erkennen, dass die Vergangenheit seiner Mutter, über die sie stets Stillschweigen bewahrte, mit einem tragischen Ereignis im Jahr 1946 verwoben ist. Aber weshalb will noch immer keiner darüber reden? Gemeinsam mit der ebenso klugen wie exzentrischen Japanerin Chiyoko deckt Foss die Lebenslügen seiner Mutter Stück für Stück auf. Immer mehr erfährt er dabei über unterdrückte Sehnsüchte, über verdrängte Familiengeheimnisse und verloren geglaubte Lieben - und zwar nicht nur die seiner Mutter.

Cover:
Das Cover des Buches finde ich ruhig und unaufgeregt. Einzig der Titel auf dem roten Untergrund ist ein richtiger Blickfang. Was sich hinter dem Titel „Wer ist Mr Satoshi“ für eine Geschichte verbirgt, konnte ich mir erst nicht vorstellen, aber im Endeffekt passt er perfekt zum Buch.

Meine Zusammenfassung und Meinung:
Das Buch beginnt damit, dass die an Demenz leidende Mutter von Foss stirbt. Auf dem Friedhof trifft er deren Freundin Freddie. Diese erzählt ihm, dass seine Mutter Alice ein Päckchen daheim aufbewahrt, das man an Mr Satoshi überbringen soll, wenn ihr etwas passiert. Von Mr Satoshi weiß Freddie nur, dass er in Japan wohnt und Alices Jugendliebe war. Foss selbst sträubt sich erst einmal, da er seit einem schlimmen Ereignis nicht mehr wirklich lebt, sondern sich vor der Welt versteckt. Doch die Suche nach Mr Satoshi reißt ihn langsam aus seiner Lethargie. In Japan trifft er auf Chiyoko, die ihm bei der Suche behilflich ist.

Die Charaktere sind sehr gut und glaubhaft beschrieben. Erst einmal ist hier Foss, der ohne seine Pillen nicht mehr am richtigen Leben teilhaben kann, da er sonst Panikattacken bekommt. Durch seine Erfahrungen kann er auch nicht mehr richtig auf andere Menschen eingehen bzw. sich auf sie einlassen. Auch Chiyoko ist eine interessante Figur, eine lebhafte, selbstbewusste junge Frau, die aber auch ihr eigenes Päckchen zu tragen hat.

Das Buch beschäftigt sich mit den Fragen: Wie gut kennt man eigentlich seine Eltern? Wieviel weiß man von deren gelebten und ungelebten Träumen?
Für Foss war seine Mutter Alice immer einfach nur seine praktisch veranlagte, nette Mutter, die sich immer um ihn gekümmert hatte. Dass sie Zeit ihres Lebens Geheimnisse mit sich herumtrug, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Als er es dann merkt, ist es zu spät, denn seine Mutter ist tot. Er kann daher nur noch ihren letzten Willen erfüllen.
Dies macht schon ein bisschen nachdenklich, aber im Endeffekt gilt dies doch für jeden Menschen. Hinter jedem Einzelnen steht seine Lebensgeschichte. Nur ist es wohl sehr schmerzlich, wenn einem nach dem Tod der Eltern auffällt, dass man die Personen, von denen man meinte alles zu wissen, eigentlich nie ganz kannte (und dies nun auch nicht mehr ändern kann).

Der Schreibstil selbst ist bildhaft, fesselnd und mitreissend. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Foss geschrieben. Dadurch werden seine Gefühle und Handlungen richtig begreif- und nachvollziehbar. Man ist sofort im Geschehen gefangen. Für mich hat das Buch ein überraschendes, aber plausibles und versöhnliches Ende.

Fazit:
Eine fesselnde und berührende Geschichte, die man gelesen haben sollte!