Rezension

Fesselnder Krimi

Inselspiel -

Inselspiel
von Anja Eichbaum

Bewertet mit 5 Sternen

„...Er war sich sicher: Dieses Jahr würde ruhig zu Ende gehen. Ohne Turbulenzen. Ohne Sorgen, Ängste und Zweifel...“

 

Noch nie hat sich Martin Ziegler, Inselpolizist auf Norderney, so geirrt. Die Silvesterknallerei vor dem Präsidium ist erst der Anfang aller seiner Probleme.

Die Autorin hat einen fesselnden und ziemlich komplexen Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist sehr genau ausgearbeitet und bringt die emotionalen Erschütterungen der Protagonisten genau auf den Punkt.

Während die Polizeipsychologin Ruth und der Journalist Oskar endlich Nägel mit Köpfen machen, bringt auf Norderney eine Explosion eines Feuerwerkskörpers Eske ins Krankenhaus. Auch ein zweiter Patient wird später eingeliefert. Als der am nächsten Morgen aufs Festland gebracht wird, wird die mitfahrende Ärztin entführt. Keiner weiß, warum und weshalb. Es gibt keinerlei Lösegeldforderung und eine Spurenlage, die fast gegen Null geht. Damit wird eine Spirale in Kraft gesetzt, die Martin an die Grenzen seiner Psyche bringt.

Und dann verschwindet auch noch Marthe. Die alte Dame hatte sich in Eskes Haus umgesehen und war mit ihren Erkenntnissen zur Polizei gegangen. Dort hatte sie Martin mit harschen Worten abgewimmelt.

Als besonderes Stilmittel erfahre ich ab und an, wie es der Entführten geht. Die Informationen allerdings lassen in meinen Kopf mehr Fragen als Antworten entstehen.

 

„...Die Zeit kroch, auch wenn sie sie nicht messen konnte. Der Tag dehnte sich endlos. Schlimmer noch die Nacht, in der sie gefühlt immer nur in einen oberflächlichen Dämmerschlaf fiel...“

 

Bei den Fall scheint nicht nur die Freundschaft zwischen Martin und Gert von der Mordkommission Aurich zu zerbrechen. Auch Frank macht Daniela klar, dass sie ihren Umgang mit Marthe auf den Prüfstand stellen muss. Klar haben sie ihr viel zu verdanken. Müssen sie sich deshalb aber vereinnahmen lassen?

Als Leser habe ich den Eindruck, dass die Ermittlungen nicht ganz rund laufen. Martin ist nicht er selbst und Gert gießt noch Öl ins Feuer.

Ruth beschließt, die Eltern des Entführungsopfers aufzusuchen. Die können ihr zwar kaum weiterhelfen, verweisen sie aber an ihre beste Freundin. Das Graben in der Vergangenheit führt plötzlich zu einem völlig neue Ansatz.

Es gelingt gerade noch rechtzeitig, den Täter zu überführen. Sein Motiv ist eine handfeste Überraschung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie schnell eine heile Welt völlig aus den Fugen geraten kann.