Rezension

Fesselndes Thrillervergnügen

Hinter diesen Türen -

Hinter diesen Türen
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Der perfekte Job! Rowan Caine freut sich, als sie die Zusage für eine Anstellung als Kindermädchen in einem noblen Anwesen in Schottland erhält. Sie kümmert sich um vier Töchter, die sie ab sofort auf Trab halten. Doch der Traumjob entpuppt sich als Alptraum, als sie hinter die Fassade des Anwesens und der Familie blickt.

„Hinter diesen Türen“ ist ein Psychothriller von Ruth Ware, die mit einer fesselnden Handlung und gruseligen Elementen für spannendes Lese- und Hörvergnügen sorgt.

Es fängt damit an, dass Rowan im Gefängnis sitzt und einen Brief an einen Anwalt schreibt. Hier stellt sich von Beginn an verheißungsvolle Anspannung ein. Die junge Frau steht unter Mordverdacht, weil sie ein Kind ihres Arbeitgebers tötete. Hilfesuchend wendet sie sich an einen Anwalt, dem sie in Briefform ihre Geschichte erzählt.

Im weiteren Verlauf schildert sie, wie sie zu der Stelle als Kindermädchen in diesem eindrucksvollen Anwesen kam. Sie berichtet vom Vorstellungsgespräch, den ersten Tagen und merkwürdigen Ereignissen, die für sachtes Gruselambiente und eine gelungene Spannungskurve sorgen.

Obwohl das Anwesen wie ein altehrwürdiges Schmuckkästchen wirkt, handelt es sich um ein modernes Gebäude, das in jedem Winkel mit High-Tech-Schnickschnack ausgestattet ist. Licht und Duschen reagieren auf verbale Befehle, Kameras sind in allen Räumen installiert, Türverriegelungen werden via App gesteuert und trotz des erstaunlichen Komforts, sind es genau diese Punkte, die von vornherein auf die Stimmung schlagen.

Rowan ist von Beginn an mit den ihr anvertrauten Kindern und dem - meiner Meinung nach - kompliziert zu bedienendem Zuhause allein, was gleich eine Herausforderung an die junge Frau darstellt. Dieser Part war meinem Empfinden nach ungewöhnlich. Ich denke nicht, dass man als Eltern einen wildfremden Menschen sofort Kinder und Heim anvertraut und auf eine längere Geschäftsreise geht. 

Allerdings wird Rowan eine mehrseitige Gebrauchsanleitung für die Kinder in die Hand gedrückt und es gibt außerdem dieses intelligente Wohnsystem, das den Eltern erlaubt, sich jederzeit in jeden Raum und in jede Situation via Kameras und Audiosignal einzuklinken.

Mit diesem High-Tech-Arbeitsplatz könnte ich mich als Arbeitnehmerin nicht anfreunden und für Rowan stellt es ebenso eine Belastung dar. Sie wohnt und schläft zudem in dem Haus, und hat den Verdacht, dass sogar ihr Schlafzimmer unter Beobachtung steht. Außerdem wird das Haus mittels einer App via Smartphone bedient, was den aufkommenden Gruselelementen realistischen Hintergrund verleiht. 

Die Handlung ist daher recht spannend eingefädelt und sorgt für ein Verwirrspiel, weil sich Rowan nicht sicher ist, worin der Grund für manch mysteriöses Geschehen im Haus ist. Zum Beispiel lässt sie eine Tür für die Kinder offen, nur um später beschuldigt zu werden, die Kleinen ausgesperrt zu haben. Liegt es daran, dass Rowan die App nicht beherrscht? Oder funkt ihr eine andere Person dazwischen?

Trotzdem lebt die Handlung nicht nur von den technisch-gruseligen Elementen, sondern von Geheimnissen, welche die Figuren ins Geschehen bringen. Es gibt hier einige bemerkenswerte Überraschungen, die das Gesamtgeschehen laufend in unterschiedliche Perspektiven rücken.

Insgesamt hat es mir gut gefallen, weil es recht spannend zu hören war. Man fühlt von Anfang an, dass hier etwas nicht stimmt. Kleinere Ungereimtheiten in Rowans Erzählung schleichen sich ein, Fragezeichen ploppen auf, ein ungutes Gefühl macht sich breit, und plötzlich weiß man, es ist nicht, wie es scheint.

„Hinter diesen Türen“ ist daher ein guter Psychothriller, der hält, was er verspricht. Das Ende mag nicht jedermanns Geschmack sein, dennoch bin ich mir sicher, dass das Buch für eine unterhaltsame und spannungsreiche Lesezeit sorgt.