Rezension

Flotte Sprüche, Klischees, Geheimnisse und große Gefühle vor der Kulisse der Schottischen Highlands

Don't LOVE me -

Don't LOVE me
von Lena Kiefer

"Auf einer Skala von 1 bis Twilight, wie viel Klischee ist es, wenn ich dir sage, dass du dich besser von mir fernhalten solltest?"

Meine Antwort auf das obige Zitat würde lauten "Twilight?? Wohl eher New Moon!!  Denn dieses Klische ER "Ich bin nicht gut genug für dich, halte dich bloß fern von mir!" und SIE "Ich sehe wer du wirklich bist und will nur dich!" ist schon sehr stark im Buch verankert. Was meiner Meinung nach kein Anlass ist, dieses Buch nicht zu lieben. Ich gehöre zu der Sorte Leser, der es sehr gerne hat, wenn Bücher mit Klischees spielen. Besonders das oben Erwähnte mag ich persönlich sehr gerne. Natürlich gibt es dazu schon unzählige Geschichten, die sich alle wohl etwas ähneln. Allerdings kann man das Rad auch nicht mit jedem Buch wieder neu erfinden. Ich finde, in diesem Fall hat die Autorin das Klischee sehr schön und gefühlsgeladen umgesetzt. Und es gibt wohl keinen besseren Ort für Geheimnisse, Drama und die ganz große Liebe als die schottischen Highlands. Solltet ihr je da gewesen sein versteht ihr vielleicht wieso.

Als Kenzies Plan für den Sommer in London platzt, verschlägt es sie kurzerhand in eben jene Highlands. Genauer gesagt nach Kilmore. Besonders begeistert ist sie davon nicht, schließlich ist das der Heimatort ihrer verstorbenen Mutter und wühlt schmerzhafte Erinnerungen wieder auf. Doch für einen Studienplatz für Innendesign an der renommierten UAL ist Kenzie auf das Praktikum in Schottland angewiesen. Ebenso wie auf das damit verbundene Projekt, die Innenausstattung des Neubaus für das Grand Hotel des Henderson-Hotelimperiums zu gestalten. Dabei trifft sie auf Lyall Henderson, den Neffen der Hotelchefin Moira. Wie Kenzie hat es auch Lyall nur unfreiwillig nach Kilmore verschlagen. Und auch für ihn ist dieser Sommer entscheidend für den Rest seiner Zukunft. Die Anziehung zwischen ihm und Kenzie gehört dabei nicht zu den Dingen, denen sich Lyall während des Sommers widmen sollte. Zu sehr belastet ein vergangener Vorfall seine Gegenwart und Zukunft. Als sich die Gefühle zwischen Kenzie und Lyall immer weniger leugnen lassen, nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

Der Einstieg in das Buch beginnt im Prolog mit einer dramatischen Szene, die sich zwei Monate nach Beginn der Handlung zuträgt. Der Leser wird damit mitten in die Geschichte hinein geworfen und mit einer Situation konfrontiert, die aufwühlt, Fragen aufwirft und in mir die Lust geweckt hat weiterzulesen. Mir hat die Geschichte um Kenzie und Lyall dann auch durchweg sehr gut gefallen. Schnell ist klar, dass es ein Geheimnis um Lyall gibt über das keiner spricht - zumindest nicht so, dass man währne des Lesens etwas damit anfangen könnte. Für mich hat das unglaublich viel Spannung aufgebaut, die Zusammen mit dem permanenten Knistern zwischen den beiden Protagonisten dafür gesorgt hat, dass ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Schön fande ich auch die kleinen Nebenhandlungen, die sich um die beiden herum entwickelt haben, sodass der Fokus nicht alleine auf der Beziehung der beiden lag.

Das Buch ließ sich schnell und flüssig lesen und ich mochte den Schreibstil der Autorin sehr gerne. Er war humorvoll und voller flotter, witziger Sprüche, die mich immer mal wieder zum Schmunzeln und Lachen gebracht haben. Gleichzeitig schaffte es die Autorin, an den wichtigen Stellen sehr gefühlvoll und ernst zu schreiben, wodurch mir einige Szenen direkt unter die Haut gingen, so echt wirkten die Bilder auf mich. Auch die Charaktere - Haupt- wie Nebencharaktere, haben mir in ihrer Umsetzung sehr gut gefallen. Einige habe ich sofort gehasst, andere direkt geliebt. Denke, dass muss wohl so sein und macht für mich ein gutes Buch aus. Was mir sehr gut gefallen hat waren auch die wechselnden Erzählperspektiven zwischen Lyall und Kenzie. Das hat für mich etwas mehr Tiefe reingebracht und man hat als Leser bessere Eindrücke in die Gedanken und Beweggründe beider Protagonisten erhalten.

Das Einzige, was mich etwas gestört hat, war das Ende des Buches, genauer gesagt die Auflösung von Lyall's Geheimnis. Die Autorin hat hier ein sehr schwieriges Thema aufgegriffen, dem - wie ich finde - (noch) nicht ganz gerecht wurde und mich ein bisschen irritiert und zwiegespalten zurückgelassen hat. "Noch nicht", weil ich weiß, dass es noch zwei Folgebände geben wird und ich hoffe, dass das Thema im weiteren Verlauf noch detaillierter und vor allem differenzierter betrachtet wird.

Alles in Allem ist das Buch für mich ein sehr gelungener Reihenauftakt und hat mir ein schönes Lesewochenende beschert.

Von mir gibt es 4/5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.