Rezension

Füllhorn verschwenderisch ausgeschüttet

Alle meine Wünsche - Grégoire Delacourt

Alle meine Wünsche
von Grégoire Delacourt

Bewertet mit 5 Sternen

Jocelyne Guerbette erlebt, wovon andere träumen: sie gewinnt im Lotto mehrere Millionen Euro. Ihr Leben könnte sich nun ändern, doch davor hat sie Angst. In ihrem Kopf läuft der Film ihres bisherigen Lebens ab, als sie 17 Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter in einer gefühlten unwürdigen Weise, ihr Vater sinkt wenige Zeit später in ein Nirwana des Vergessens – ihm bleibt jedoch eine tägliche Sechs-Minuten-Schleife der Gegenwart. Deshalb übernimmt die Heldin den schlecht laufenden Kurzwarenladen der Eltern und heiratet Jocelyn.

 

Weder Jocelyne noch Joceyln sind besondere Menschen, ganz im Gegenteil, sie sind durch und durch gewöhnlich: wie du und ich sozusagen. So ist auch ihr Leben eine durchschnittliche Portion an Glück und Leid bis es sich auf einem ertäglichen Level einpendelt.

 

Und nun dieser Gewinn: Damit wird Mme Guerbette nicht fertig und tut erstmal nichts. Und das ist von allen möglichen Optionen immer die schlechteste.

 

Der Autor Grégoire Delacourt erzählt in eindringlicher Sprache die Geschichte eines doppelten Betrugs, denn Jocelyne wird betrogen, aber nicht allein das, auch sie betrügt, denn sie hat nicht genügend Mumm, Wein statt Wasser einzuschenken.

 

Die Geschichte dieses doppelten Betrugs ist eine authentische Geschichte: denn so sind Menschen wirklich, fehlerhaft, schuldhaft und schuldbeladen.

 

Und am Ende können alle, die übrigbleiben, nur eines tun, einfach irgendwie weitermachen.

 

Fazit: ein bezeichnendes Büchlein über menschliche Schuld, Denk- und Handlungsweisen, in dem ich ausnahmsweise einmal den Schurken am besten verstanden habe.