Rezension

Für immer oder eher schon wieder Ella & Micha

Für immer - Jessica Sorensen

Für immer
von Jessica Sorensen

Ein vielversprechender zweiter Teil, der zwar nicht schlecht war, mich ehrlich gesagt aber auch nicht überzeugen konnte. Leider nichts Neues, nur das Wiederholen altbekannter Verhaltensmuster von Ella und Micha, die wir im Teil eins kennen lernten.

Der Schreibstil liest sich noch immer sehr flüssig und so wurde ich sofort in die Geschichte, beziehungsweise die Weiterführung der Geschichte von Ella und Micha eingesogen. Auch ihre Freunde Lila und Ethan sind wieder dabei, sowie Ellas Bruder Dean und ihr Vater. Schon im ersten Band hätte ich gerne etwas mehr über Lila und Ethan erfahren, was im zweiten Band fast passierte. Aber leider eben nur fast. Denn obwohl man einmal ein wenig Einblick in Ethans Alltag bekommt, als er über ein Familienproblem spricht, wird dies nicht weiter behandelt und irgendwie vergessen. Ein kleiner Lichtschimmer, der allzu schnell wieder verblasste. Was Lila betrifft, muss ich sagen, dass ich ein ganz anderes Bild von ihr bekam und sogar behaupten würde, dass es eine ganz andere Person als im ersten Teil ist. Natürlich hat sie noch die gleichen Merkmale (reiches Püppchen), aber obwohl ich sie zuerst eher zurückhaltend, schüchtern und sehr mädchenhaft einschätzte, war sie im Folgeband schon fast schlampig teilweise. Dass sie sich Ellas Freunden und Kontext anpasst, schön und gut, aber doch keine 180-Grad-Wendung. Das fand ich eher unglaubwürdig.

Nun zu den beiden Hauptcharakteren Ella und Micha. Ich bin mir bewusst, dass es sich um einen Young-Adult-Romantik-Roman handelt, doch die Reaktion von beiden kamen mir manchmal doch sehr kindlich vor. Und dann gab es wieder Momente, wo sie im Gegenteil sehr erwachsen wirken sollen, obwohl das deutlich seltener vorkam. Was mich leider enttäuschte, ist die ständige Wiederholung ihrer Handlungen. Eigentlich passiert im zweiten Teil nicht viel mehr als ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Päarchen. Beide lieben sich über alles, vermissen sich, wenn sie nicht beisammen sein können. Gleichzeitig streiten sie immer mal wieder, Micha ertränkt seinen Kummer im Alkohol und Ella rennt in irgendeiner Form weg, weg von ihren Ängsten, ihren Psychospielchen, weil sie glaubt, nichts wert zu sein, alles kaputt zu machen oder Micha zu enttäuschen. Dann kommt die Versöhnung, innige Küsse und Sex...bis zum nächsten Streit. Grundsätzliche geht es im zweiten Teil heisser zu und die beiden reissen sich öfters die Kleider vom Leibe als anfangs noch. Ausserdem scheint die Autorin ein Faible für Wasserspiele zu haben und Micha hat noch immer diesen Lippenring, der in jedem Kapitel mindestens einmal erwähnt werden muss. (Ich weiss, das ist Geschmackssache, ich persönlich stehe einfach nicht auf Lippenringe. Aber ist das wirklich Michas Hauptargument attraktiv zu sein?)

Hinzu kommen nicht nur die Probleme mit und von Ellas Vater, sondern diesmal kommt noch der Vater von Micha hinzu. Ausserdem Eifersuchtsspiele mit einem Typen, der mit Ella Kunstunterricht hat und ein weibliches Mitglied aus Michas Band. Unter dem Strich habe ich allerdings das Gefühl, dass alle neuen und alten Nebenfiguren nur als Gründe für Streit oder Statisten in der Geschichte sind, denn schlussendlich geht es immer wieder um Ella und Micha und ihre Liebe und ihre Selbstzweifel und miese Vergangenheit. Auch die neue Frau in Deans Leben passte meiner Meinung nicht unbedingt hinein und hat nur einen kleinen Auftritt. 

Schade konnte sich die Geschichte zwischen Ella und Micha nicht tiefer weiterentwickeln, sondern scheint nur eine Fortsetzung des ersten Teiles zu sein. Gut geschrieben, unterhaltsam, sicherlich eine grosse Liebesgeschichte... aber eben nichts Neues.
 

4/ 5 Sterne